Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1971

Ei11e heitere Gesdiidit e vo 11 Karl Springensdimid Stolpert der alte Pflund erer, der Oberförster, wie er sich eben eine Knackwurst holen will, in der Küche über den Wa1dmann, seinen Hund, und greift im Fallen mit beiden Händen auf die glühende Herdstange hin, daß sie, di e Hände, an dem brandheißen Eisen schier kleben bleiben. Auf dem Roll er bringt ihn der Kaspar, sein Sohn, ins Dorf zum Doktor. „Aber beim Jägerball muß ich wieder Flügelhorn blasen! " meint der Pflundere1 und streckt dem guten Doktor Zwi efelst ä!tter sein e Hände hin,, dick verbunden. Der Doktor schiebt die Brille auf die Stirn e und löst den Verband ab. „Was ist denn da für eine Schmier drauf? " fragt er gereizt. ,, Ja, eine Schmier ", meint der Pflunderer verlegen, ,, damit halt was drauf is t Der Doktor steckt seine Nase in die Schmiere. Aber er wird daraus nicht klug·. „Was das für eine Schmier ist, möcht ich wissen! " Der Pflunderer zuckt die Ad1sel. ,, Die Meinige, die Stasi, hat mir das Zeug draufgeschmiert!" „ Allweil dieses Pfuschen!" knurrt der Doktor grimmig. Dabei betramtet er aufmerksam die beiden Hände. ,, Fest hast hingriffen auf die Herdstang ', Pflunderer !" meint er. Plötzlich, wie er die großen, schönen Blasen auf den ·Handballen sieht und die kleineren Blasen gleichmäßig verteilt auf den Fingern, links genau so wie rechts, schießt ihm ein großartiger Gedanke durm den Kopf. Wahrhaftig, eine Gelegenheit ist das, seine diversen Heilmethoden zu erproben, wie sie ihm nirut alle Jahre unterkommt. Dr. Theobald Zwiefelstätter ist nämlich kein gewöhnlicher Arzt . Er ist ein unruhiger Geist, ein ewig Suchender, kurz gesagt, eine Paracelsusnatur , kein Wunder, daß er mit seiner hohen Stirne, den tiefliegenden Augen, der ged rungenen Gestalt, seinem großen Lehrmeister anch im Äußeren gleichsieht. Er versteht sid1 auf die alte, überlieferte HeilkuITst ebenso wie auf die mod erne Medizin und weil er weiß , daß die Men sd1en un gleich sind, selbst dann, wenn ihnen das gl eid1e fehlt , behandelt er auch sein e Pa tienten ungleich, das heißt, di e noblen, di e modernen, sozusagen auf bäurisch mit Kräutern und. Säften, die bäurischen auf modern mit Injektionen und dergleichen . Trotzdem kommen dem guten Zwiefelstätter hin und wieder Zweifel, welche Methode die bessere wär e. So ist er denn gliicklid1, wenn er an einem bestimmten Objekt, wi e an dem Pflunderer, gleichzeitig seine Methoden experimentell nachprüfen kann. Außerdem ist der alt e Pfl und.erer ja an sich ein Mensch, der halb dorthin gehört, als Bauer unter Bauern steh t, aber als Oberförster doch gewissermaßen ein Beamter ist und zu den besseren Leuten gerechnet werden will. So beschließt denn der wackere Doktor Zwiefelstätter angesichts. dieses einmalig schönen Beispiels, die linke Hand des Pflunderer auf bäurisch , das heißt nach dem alten Leinölrezept zu behandeln , di e rerute aber auf modern mit Sulfonamid, - niruts Mode'r n.eres kennt er nicht. Kopfschüttelnd betrachtet der alte Pflunderer die Prozedur. „ Warum tust mir links nicht das gl eiche drauf wie rechts, Doktor?" fra gt er mißtrauisch . ßii.to6e'l>a1:.6 von. 'l>e1:. Ve;eing'lJw.cket.ei 53

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