filpollonta 6d}reinl)ueber 50 Welch Lärm! Ein Mord geschah in unsrer Steyrer Stadt! Im Stadelmeier Walde wurde aufgefunden verscharrt ein totes Kind. Wie schrecklich ist die Tat! Doch sieh: Da schleppten sie die Mörderin gebunden, bewacht von Schergen vor den Richter in den Saal. ,, Bekenne deine Schuld! Gestehe deine Sünde! " schrie der sie an. Das Mädchen wurde fahl. ,, Was tatest du mit deinem neugebornen Kinde?" - ,, Gestrenger Herr, ich ·hab durch meinen Mord gar schwer gefehlt, doch mich zerbrach die Not! Von Menschen ausgestoßen, irrt ich mit meinem Kind umher, von. Hunger tief gequält. Mein Liebster hat mir seine Tür verscl)lossen." - ,, Wer war dein Liebster, der dich also stehen ließ?" - ,, Ach Herr, dringt nicht in mich, nie werde ich ihn nennen. ich hab verziehn, obwohl er mich, weil arm ich bin, verstieß , mögt ihr durd1 eure Folter auch mein Herz ausbrennen." ,, Des Todes schuldig!" rid der Steyrer Richter hart, ., Ein Pfahl soll deinen feilen Sündenleib durchdringen , mit ein:: r Dirne, Malefizperson von deiner Art, will ich nicht länger meine knappe Zeit verbringen. " i Die Ploni wurde bebend aus dem Saal geführt, erlit t beim Hirsd,enhaus am Pranger bi ttre Sd,merzen. Da rief. ein Mann: ,,Wer ist de,r Schuft, der did, verführt? l At1s Rad mit ihm, dem Sdmrken ohne Christenherzen!" Das Mädmen aber srowieg und weinte zitternd vor sim hi'n. Des Mannes Worte mäßigten die Wut der Menge, Das Mitleid siegte über haßerfüllten Si1rn, bed a uernd des Gerid1tes grauenvolle Strenge. Der Pfarrer Lampe! spendete ihr Trost und Mut, empfah l des Herrn Erbarmen ihre armen Seele, er sprach von Magdalenens heißer Reueglut, vom Sühneopfer für begangne Schu1'd und Fe<hle. Beim Föhrensmacherl gruben s·ie ein seichtes Grab, indessen war der Zug zum Rimtp,latz angekommen , der harte , rotbewamste Richter bram den Stab, dann ward die Mörderin vom Henker übernommen. Der legte lebend sie ins Grab und smaufelte es zu, stieß ihr den Holzpfeil in die Eingeweide hinein durchs Erdenrcich. - Endlich fand die Arme Ruh nach hartgesülrnter Schuld und tiefem Menschenleid e. Nun war die Büßerin mit ihrem Kind vereint, da fiel herab des Winters weiße Erstlingsflocke, - verstoßen in der Not, - die Nächstenliebe weint - vom Ra thausturm ersmoll die Armensünderglocke. Josef Reis inger Die achtzebnjährige Apollonia Schreinhueber wurde wegen Kindesmord vom damaligen Stadtrichter Pfeffer! zu einem gualvollen Tode verurteilt und am 29. November 1573 am Rid1tplatz beim FöhrenschacherI hingerid,tet. Obwohl sie ihr Liebhaber verstoßen hatte, gab sie dessen Namen dem Steyrer Richter nidlt bekmmt. Da in damaliger Zeit die Protestanten in Steyr herrschten, ist unter . dem Pfarrer Lampe] der evangelische Prädikant zu verstehen .
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