Nachl&chwör mer Josef Klei/ Ein großer, braunsamtener Nachtfalt e r. Er hatte sich im Morgengrauen nach einer tollen Liebesnacht so sehr verirrt! Da war ein Gewirr von Traversen und dort bei dem runden Turm mit dem laut summenden Blechdach hatte ihn jiihlings ein rasender Luftstrom erfaßt und mit furchtbarer Gewalt durch einen finsteren Schacht geschleudert. Dann stürzte ihm heiße, öldunstige Luft entgegen, das hatte seinen Fall auf eine glatte, schmierige Fläche gemildert - ein Drehba nkbett - aber das war beileibe nicht zum Schlafen r Denn was er im beginnenden Tageslicht sehen mußte , war .entsetzlich: Beine, Flügel und Rvmpfteile von geköpften Insekten lagen herum, wie sie von den rotierenden Ventilatorflügeln zerfetzt worden waren, die ihn soeben gestreift hatten. Da hatte er nocheinmal Glück ' gehabt! Furchtbar, diese Erfindungen der Menschen! Und dif' grauen, eisernen Ungeheuer, wie sie in langen Reihen dastehen, die sind scheinbar zum Eisenfressen abgerichtet. 48 INSELN Othmar Capel/111a1111 Eine kleine Insel im Ozean Zeit ist unser Dasein. Ein wen ig Grün, ein bißchen Blühn , die Wolkenwand Leid , darüber die Ewigkeit. Viele Sterne, Inseln im Ozean Einsamkeit, &uchen 110ch · ihre· Sonne. Deine Aufgabe, Menschenherz, ist groß! 1111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 Lel}ter Flug Vero11ika Ha11dlgruber-Rot/.111rnyer Wachsen Flügel dir nun, zu erobern des Alls unendliches Rund? Oder sinkst du stetig und sanit in der Tiefe bergenden Grund? Weiß und glatt ist das Feld deiner Stirn., befreit von jeglicher Last. Deiner Lippen Stummheit verrät die Spuren ewiger Rast. Nimmer erreicht dich der Irdischen Klage; sie bleibt nun bar des Bezugs, denn du bist weit entrückt schon, und fremd auf den Bahnen taumelnden Flugs. lllllllllllllllllilllll:1111111111111111111111!1 1111111111 1111111111111 11111 Denn die verletzend scharfen Späne ringsum sind aus blankem Eisen. Hu, die_ses heuschobergroße Schlangennest, in allen Regenbogenfarben gleißend , auch das sind gerollte, vor Hitze blau , violett und gelb angelaufene Eisenspäne! M1 t dem ersten Sonnenstrahl ward es in der · riesigen Halle lebendig. Türen werden aufgerissen und zugeknallt - ach, diese lannenden • Gestalten, die immer mehr werden, das sind die Menschen, vor denen sich jede Kreatur so fürchtet! Fort, nur hinaus! So der arme Nachtfalt er. Dort kommt das Tageslicht herein, die Flügel sind noch gebrauchsfä11ig, mit verzweifelter Energie stürmt der Verirrte de-r aufgehenden Sonn e en t .. . bumms! - Ach, wo Menschen sind, da ist doch alles verhext! Da ist plötzlich die Luft zu einer harten, glatten Wand gefroren! Entsetzlich, dieses Anfprallen, die Freiheit vor Augen - und immer wiede-r dieses unsichtbare, heimtückische „Nein, niemals! " Rasend vor Sd1111erz und oh1m1ächtiger Wut taumelt der Gefangene sd1 li eßlid1 an der Fensterscheibe niederwärts - cb, ein neuer Schreck: Jetzt kommt mit breitem Grinsen so ein Mensd,enungetüm herbei, streckt die Mörderhand nach da zitternden Kreatur aus, immer näh e r - · se in e sä ul enfö rmi gen Füß e gehen
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2