,,Ich kenne deine Neigung zu dummen Scherzen", sagte William Winston. „Aber meinst du nicht, daß du jetzt etwas zu weit gehst?'' ,,Wieso? Willst du mir nicht erklären? Du behauptest doch immer, daß du Schottland wie kein anderer kennst. Nun, Lord P.allroy scheinst du nicht .~u kennen." „Wenn du darauf bestehst, diesen sonderbaren Scherz weiter z;i,; treiben, dann laß dir folgendes gesagt sein: Lord Pallroy ist vor zwei Jahren gestorben. Genauer gesagt, er hat Selbstmord ver- - ilbt. Schlaftabletten. Und mit ihm ist die Linie der Pallroys ausgestorben ." ,, Und - und was, eh - Schloß Dewellend?" fragte Mister Holliday, wobei er seinen Kugelschreiber zerbrach. ,.Im dreizehnten Jahrhundert zerstört. Wirklich, ein großartiger Scherz. " ,Ja", sagte Paul Holliday, ,, ein großartiger Scherz." Senta, die -falbe Stute, war di~ treueste Pferdemutter, die ich kannte. Jedes zweite Jahr schenkte sie ihrem Be-sitzer, dem Bauer Wolfgang Wildriß, ein gelbbraunes , kindesfröhliches Fohlen . Im ersten Jahr ihres Lebens waren die Pferdekinder Spielfreund und Liebling der WolfgangKinder, im zweiten Jahr fing allmählich der Ernst des Lebens an, und im dritteR tra ten · die jungen Pferde in den Militärdienst ein - als Tragtiere. Inzwischen aber rückte Senta wieder mit einem neuen Fohlen an. Als die Zeit herankam, führte der Bauer das Pferd am Zügel auf die hochgelegene Weißbachalm. Philipp, der alte Senn, stand in der Hüttentür und begrüßte den Bauer. ,,Ist es wieder soweit mit unserer Senta? " fragte er lächelnd. ,, Laß sie nur los vom Zügel, Senta kennt jeden Tritt auf der Alm!" - Einige Tage später stolperte ein junges Fohlen durch das weiche, dufti ge 73tueknet. unJ 73t.alt.ms Bruckner und Brahms waren nicht gut aufeinander zu sprechen. Sie. wichen einer dem anderen aus. Der in seiner Bildung abgeschliffene, steife Norddeutsche Brahms und das süddeutsche · Naturkind Bruckner waren zu große Gegensätze. Da sie aber beide in Wien lebten, versuchten die Freunde, sie miteinander zu versöhnen. Man bestellte beide in den „Blauen Igel", an Brahms Stammtisch. Lange vor der angesetzten Zeit war Brµckner zur Stelle und leistete sich sein Lieblingsgericht Knödel und Geselchtes. Spät erschien Brahms, setzte sich, griff nervös :z;ur Speisenkarte, studierte sie und sagte dann: ,,Ach, es gibt ja mein Leibgericht, Knödel und Geselchtes! Bringen Sie mir das!" Da wandte , sich Bruckner an ihn: ,,Segn's, Herr Doktor, Knödl und G'selcht's, dös ist der Punkt, wo mir zwa urrs verstehen!" Erzählung von Franz Braumann Bergheu im Pferdestand. Philipp und der Bauer standen glücklich dabei. ,,In einer Woche dürfen wir auf die Weide gehen!" sagte Wolfgang. ,, Sind auch alle Raine und steilen Abbrüche gut eingezäunt?" Philipp nickte. ,, Ich werde noch nachschauen!" Er war ein alter Senn, auf ihn d.urfte sich der Bauer verlassen. Im Tal wartete viel Sommerarbeit. Die Männer traten aus dem Stall und ließen die Pferdemutter mit dem Fohlen allein. Senta ließ das Fohlenkind nicht aus den Augen. W~nn es sich torkelnd erhob, einige Sprünge versuchte und gegen die Wand fiel, mahnte sie mit einem leisen Wiehern. Aber jeden Tag wurden die weichen Knochen stärker und nach einer Woche taumelte das Fohlen mit L1nbeholfenen Sprüngen über die Almweide. Philipp hatte alle Zäune der Alrn nachgeprüft. Gegen die Felsen empor 43
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