Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1970

l!dmund f ro··ht·rch B Ä c K E R E 1 _ K o N D I T o R E 1 _ c A F i: L 4400 STEYR, Kirchengasse 10 - Telefon 11 35 stand noch immer splitter11ackt und naß im Treppenhaus. Er lief einen Stock höher. Dort wohnte eine ebenso untadeiige Generalswitwe, die ihn auch nicht kannte. ,,Bei rnir rinnt das Wasser, holen Sie bitte einen Mechaniker, sonst ist bald das ganze Haus übersd1wemmt!" Die Generalswitwe sah sich erst einmal den triefenden, nackten Mann mit der Kokosmatte an, schüttelte dann den Kopf und schmiß die Türe zu. Sie alarmierte die nächste Nervenklinik. Als Horst Knülle wieder abwärts zu seiner Wohnungstüre eilte, kam schon die Polizei die Treppe herauf. Man griff nach dem nackten Mann. ,,Drehen Sie doch erst das Wasser ab, bevor Sie mich festnehmen " , schrie der verbitterte Knülle - aber man zerrte ihn mit. „Bei rnir rinnt das Wasser! Holen Sie zuerstf den Installateur!" schrie Horst Knülle vergebens immer wieder. Der Psychiater sprach begütigend auf ihn ein: ,,Natürlich rinnt bei Ihnen das Wasser, Sie sind ja ganz naß. Warum laufen Sie denn nackt im Hause herum, man darf das doch nicht, beruhigen Sie sich doch endlich!" Es dauerte sehr lange bis der Arz,t ihm glaubte, wie alles gekommen war. Endlich schickte man einen Schlosser und einen Installateur in die Wohnung. Aber dort war der Wasserhahn fein säuberlich abgedreht! Horst Knülle wurde zu einer Strafe wegen „Erregung öffentlichen Ärgernisses" verdonnert - als man ihn nach sed1s Wochen Behandlung aus der Nervenklinik entließ. (ici) Bürobedarf von der Vereinsdruckerei Sditl.ecft.tet .Statt Als Paulchen Kemp endlich den entscheidenden Sprung nach Berlin gewagt hatte, mußte er lange warten, ehe man ihm Gelegenheit gab, seine Kunst unter Beweis zu stellen. ,.Mit einem völlig unbekannten Namen ist das Risiko w groß", wurde ihm immer wieder auf seine Klagen erwidert. Endlid1 kam die große Chance. Pauldien durfte in einer Premiere eine Hauptrolle spielen und hatte beim Publikum abends einen durchschlagenden Erfolg. Am nächsten Tag stand in der Kritik: ,, In der Rolle des ... fiel ein junger, unbekannter Sd1auspieler durch eine einfache, schlid1te Menschlichkeit und einem ungewöhnlich zarten, edit tragikomischen Ton allgemein auf. Man wird sich den Namen des jungen Künstlers merken müssen : Er heißt Paul Klemm!" ~et 9eistv0Me Votl.taite Als Voltaire im Jahre 1727 nad1 England kam, mußte er die Erfahnmg machen, daß es für einen Franzosen nicht ungefährlich war, sich in den Straßen Londons zu zeigen. Das Volk der britischen Hauptstadt war damals in ei11Jer po,litischeri Laune, die jeden Gast von jenseits des Kanals unversehens den Hals kosten konnte. So sah sich auch Voltaire eines Tages von einer ,rnfgeregten Menge unuingt. „Ein Franzose!" brüllten sie. ,.Hängt ihn auf! Schlagt ihn tot!" Voltaire nahm alle Kraft des Geistes und der Lunge zusammen und schrie: ,,Bürger von London - jawohl, ich bin ein Franzose. Ich bin kein Engländer. Ist das nicht Strafe genug für mich?" Da wurden aus dem Gebrüll Hochrufe. 57

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