Der späte Gast auf der H ü tte UnheimlicJre Erzählung von G. Renker - Marianne hatte schon oft allein in der Bergfriedhütte geweilt. Ihre Eltern hatten das wie ein Adlerhorst am steilen Hang klebende Gebäude als Unterkunfts- und Gaststätte errichtet. Marianne war zur Hütte gekommen, um zu malen. Außer ihr war noch der Hüttenwart Fritzli hier droben, ein Zwergenmännlein mit krummen Beinen, einem übergroßen Kopf und einfältigem Gesicht, dem man es nicht ansah, was an Witz und Schlagfertigkeit sich darin verbarg. Gerade heute war der Fritzli zu Tal gegangen, um Lebensmi.tt'el zu holen, einige Stunden bevor das Unwetter, das seit Tagen drohte, losbrad1. Nun wurde es Abend, und Marianne madlte sidl gefaßt, daß sie diese Nacht allein bleiben müsse. Bei diesem Sturm und Regen, würde der Hüttenwart sicher erst morgen früh den Rückweg antreten. Maria nne entzündete die Hängelampe und nahm ein Budi zur Hand, dodi das Mäddlen war nidit redit mit den Gedanken bei dem Budi. Als es an der Tür klopfte, cladite sie, loses Holz, ein Fensterladen oder eine sdtledlt gesdllossene Türe verursaditen das Geräusdi, aber dann erkannte sie, dat wirklidi jemand am versdtlossenen Eingang podite; vielleidit kam Fritz1i trotz des Unwetters zurück! Sie öffnete. Draußen stand ein alter Mann mit sdmeeweißem Haar und einem bis zur Ernst reimenden Bart. Mit leiser, sdiwebender Stimme bat e-r, ob er etwas am Herd verweilen dürfe. Er käme von weit her und seri auf der Suche nadl seinen Sdlafen. Marianne fragte, ob ihm eine Tasse Kaffee willkommen sei. Er nickte, und in seinen blaßblauen Augen strahlte es wie Freude auf. Während er in kleinen Sdllucken trank, betrachtete Marianne mit Maleraugen den sdiönen Patriardlenkopf mit seinen kummervollen Zügen, in denen ein uraltes Leid eingekerbt sdrien. Sie hätte den Mann gerne gebeten, von ihm eine Skizze anfertigen zu dürfen. Als sie endlich den Mut zu dieser Frage gefaßt hatte, erhob er sich. Er stellte die Tasse sorgfältig auf den Küd1entisdi und munnelte einige Dankesworte. Die Aufforderung Mariannes, . doch hier zu bleiben und die bei soldlem Wetter hoffnungslose Sudie morgen fortzusetzen, beantwortete er nid1t. Dod1 ehe sie die Frage wiederholen konnte, öffnete er die Einganstüre. In dem Regensdlleier v;rsdiwand die Gestalt, als löse sie sidi auf. Marianne trat in die Stube zurück. Sie setzte sidi auf die Ofenbank, und, wie sie das zumeist tat, wenn sie ein so anspredlendes Gesidit gesehen hatte. entwarf in ihr Zeidienbudi einige flüchtige Skizzen des Apostelkopfes ihres fremden Gastes. Dann ging sie zur Ruhe. Am nächsten Morgen trat Marianne in hellem Sonnenschein vor die Hütte und gewahrte nur einige Steinwürfe WIENER SUDT. WECHSELSEITIGE VERSICHERUNGSANSTALT Landesdirektion für Oberösterreich Linz, Rainerslra~e 22, Tel e fon 216 27, 2 16 28 GESCHÄFTSSTELLE STEYR Grünmarkt 24, Tel efon 39 60, 39 69, 29 31 Alle Versicherungszw e ige 53
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