Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1970

daß diese Müdigkeit nur gespielt ist, daß dahinter etwas Gefährliches, Lauerndes steckt, wobei ich allerdings nicht ausschließen möchte, daß auch d!ie anwesenden Damen mit diese.r Sache etwas zu tun haben. Neulich habe jch im Kino in Großaufnahme gesd1en, wie so ein Ding gedreht wird. Mit zwei Fingern löst man den Verschluß, schiebt die Spange seitlid1 heraus und läßt sie die die halbgeöffnete Hand gleiten. Übrigens war damals auch eine ältere, sehr vornehme Dame an der Sache bete-iligt. Gut getarnte Vornehmheit, das gehört sozusagen z11m Handwerk. Aber war da nid1t etwas mit einem Modeiourna l? Natürlich! Ich mußte doch dieses Matrosenkleidchen bewundern? Ein beliebter Trick! Während ich mich über die Abbildung beugte, W11rde mir die Spange einfach „abgelockt " , wie es in der Fachsprache heißt. Be·stimmt sin'd die beiden Damen Komplicinnen . Vielleicht gehören auch die Männer zu ihnen. So ist es! ld1 bin das Opfer einer raffinierten Bande geworden. Wenn i.d1 nuT wüßte, wo in der Eile die Spange verborgen wurde? Vielleid1t in jenem Ledertäschchen, das, um keinen Verdacht zu erwecken , halb geöffnet dort auf der Bank liegt. Tch beuge mich vor, um besser hineinsehen zu können. Da - „Entschuldigen Sie, mein Herr ", sagt die alte Dam~ plötzlich, ,,Ihnen ist etwis zu Boden gefallen!" Gott im Himmel! Die Spange! Da liegt sie knapp neben meinem rechten Schuh. Die Nadel ist offen. Der Verschluß hat sich von selbst gelöst . Die Spange ist in meinen Hosenbund gev,litten - einfad1 lächerlich! - und ist ~ls ich mich vorbeugte, zu Boden gefallen . · - Ich bedanke mich mit ausgesud1ter Höflichkeit, nehme die Spange sd1einbar gleichgültig, wieder an mich und befestige sie umständlich an mein er Krawatte, froh , daß mir diese Manipulation Zeit läßt, meine Beschämung zu verbergen . Die alte Dame lächelt eigentümlich. Ahnt sie, was in mir vorging? 1st es nicht furd1tbar? Eine Krawa.ttenspange löst sich und sd1on gerät unser Glaube ins Wanken . 50 Der Student, der alte Monteur, die hübsche, junge Frau, die alte Dame - es sind doch wirklich nette Leute im Abteil, liebe Menschen in jedem Zuge, mit dem wir durd1 das Leben fahren . Wir müssen nur unsere Krawattenspangen zu Hause lassen. iDtr alte l!ltbrl H1,1111oresfoe von Hans Rotk enb1,1rg Ein Filmproduzent aus Hollywood, der mit Leidenschaft alte Bücher sammelte, ging seinen Freunden damit all111ählid1 so auf die Nerven, daß sie beschlossen, ihm einen Denkzettel zu verpassen. Sie engagierten zu diesem Zweck einen Schauspieler. der beiläufig s:igte, er habe jahrelang ein e alte deutsche Bibel im Haus gehabt. Sie habe aber so schled1t gerochen, daß er sie schließ lich einer Tante gegeben habe. „Wer ha t sie denn gedruckt? " fragte der Filmproduzent. „ Td1 weiß nicht; ,Guten' und noch etwas" , meinte der Schauspieler. Der Produzent ließ seine Gabel fallen : ,.Dod1 nicht Gutenberg? " fragte er. Der Schauspieler nickte. Der Produzent spra11x vom Tisch auf. ,,los , kommen Sie", rief er. ,,Wir chartern sofort ein Flugzeug! " ,, Wozu?" fragte der Sd1auspieler . „ Um die Bibel zu holen, Ma1m! Das Buch ist gut und gerne dreihunderttausend Dollar wert!" Der Schauspieler schüttelte den Kopf. „Nein, nein" , meinte er, ,,das Bud1 is t bes timmt vö llig wertlos ." ,,Aber wieso denn?" fragte der Produzent. ,, Wei l ", antwortete der Schauspieler. „ein gewisser Martin Luther überall Bemerkungen dazwisd1en geschrieben hat .. ."

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