Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1970

KLEIDERHAUS bringt für Damen, Herren und Kinder Bekleidung sowie Wäsche aller Art STEYR, Harat)müllerstraße 16 1 Telefon 22 68 neuen großen europäischen Gemeinschaften." Wohl gilt es zu bedenken, daß in 1mserer Zeit die Kräfte des Gemütes, denen diese volkskulturellen Güter meist ihre Entstehung verdanken und denen sie anvertraut sind, um lebensmächtig zu bleiben, oft übersehen werden und daher zu kurz kommen. Das Emotionale steht heute nicht hoch im Kurs, wird in unserer von der technischen Entwicklung gekennzeichneten Epoche als fehl am Platz bezeichnet. Gemüt und Gefühl werden abwertend mit „Schnulze", mit romantischer Heimattümelei gleid,gesetzt und damit oft als unzeitgemäß aibgewertet. Manch sogenannte Heimatfeste scheinen ihrem Inhalt und ihrer Gestaltung nach solch abwertendes Urteil zu bestätigen. Mit seid1ter Unterhaltung, schmalzigen Gesängen und derbschJ.achtigen Tanznununern wird ein Zerrbild der Heimat geboten. Da treten von e'Iner Art von Managern gedungene Gruppen von „ Watschen-Plattelnden Salontirole rn " und bühnenwirksam aufaemachten Cocktaildimdln auf und bieten eine Art ,,Heimatrevue" oder „Volkstumsshow", die die ehrbaren volkskulturellen Werte nur zu oft in kitschiges Gegenteil verkehren. Das führt folgerichtig zu den falschen Einschätzungen, daß Volkstum bloß fiir den Fremdenverkehr da sei, daß es allenfalls gelegentlicher Repräsentation dienen kaim, im übrigen aber, wie auch manche Volkskundler befürchten, zu seichtem Dilletantismus entarten. 42 Dagegen gilt es die überzeugend e Tat zu setzen, in lebensnaher und. ver - antwortungsbewußter Haltung das formende Beispiel zu geben, wozu vo1t vielen Kreisen und Einrichtungen mit Erfolg versucht wird, Wege zu weisen. Entgegen all den geringschätzigen Meinungen sei festgestellt: dem Emotionellen und damit auch den Gütern der Volkskultur kommt im geistigen Haushalt des Mensdien eine unentbehr - liche Funktion zu. Das gilt im beson· deren Maße für unsere Zeit . Aus diesem flüditigen , aber redlichen Überdenken ergibt sich, daß es bei aH den Bemühungen 1ucht bloß um die Erhalhmg und Pfle,ge ehrwürdigen Traditionsgutes geht, sondern aum um di emöglid,ste Entbindung aller guten Kräfte und Begabungen der einzelnen Person und in allen Schid,ten. Es geht nimt nur um das Erhalten, sondern auch um das Gestalten unserer geistigen und leiblichen Heimat. Audi wir sind aufgerufen, in der lani,en Reihe der Geschlechter nicht bloß" rückwärts zu blicken , sondern auch vorwärts zu schauen und in der Aditmw vor der Vergangenheit das Gu te , Sid,"- bewährende unserer kulturellen Substanz in die Zukunft zu trag-en. Es ist Aufgabe aller Wohlgesinnten, das uns überantwortete und anvertraute Gut, so· wei t es sich als lebensfähig und zukunftsträmtig erweist, sid1 anzueignen und ins wirkende Leben zu stellen. So gesehen ist das ehrliche Bemühen um die Volks - kultur: Erbe, Anliegen und Auftrag!

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