Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1970

Die Leistungsprobe Eine Anehdote von Carl Hans Watzinger In den neunziger Jahren des vergan- :genen Jahrhunderts lebte der später zu Weltruhm aufgestiegene Stahlschnitt- ;rneister Michael Blümelhuber als junger, l n den Anfängen seiner Kunst steckender Mann in der alten Eisenstadt Steyr im 'Überösterreichischen, deren Sohn er war. Zwei Jahrzehnte lang hatte er an einer :Sperre der Kinnladen gelitten, der Sprad1e nur unter Mühen mämtig und ohne 'feste Speise. Das führte seine Gedanken :nach innen, es ließ ihn schöne Träume -erfinden, und da er ein zielbewußter, willensstarker Mensm war, fand er auch Wege, seinem Tatendrang im. Stahlschnitt zu genügen und erlesene Stücke wie die Papierscheren für den TI1ronfolger Franz Ferdinand und die Familie Nobel herzustellen, Arbeiten, die ihm die väterlime Zuncigung des alten Grafen Lamberg, -des Majoratsherm von Steyr, verschafft hatte und die das Aufsehen weiter Krei~ . erregten. Nun wagte er sich an ein Jagdmesser, .das diese beiden Scheren hinter sich las- ·sen sollte, so großartig und edel schwebte es dem schöpferismen Geiste vor. Er ·hämmerte und feilte das Stahlstück in -die Form, dann übertrug er von der Zeichnung die Figuren und Verzierungen des Griffes mit smwarzem Ätzlack auf das hergerid1tete Werkstück und begann, die Konturen mit Hilfe von kleinen und l<leinsten Bohrern , Feilen und Sticheln aus dem vollen Material' herauszustechen. Allmählich schälte sich das Wunder ,des Griffes aus dem Stahl. Gemse, Bussard und Hirsch erhielten Leben unter Blätter- und Blumenranken, und das Wappen der Landgrafen zu Fürstenberg -erschien, seltsam umschlungen von schwierigen Ornamenten, an der Oberfläche, der Fürstenberg' sme Adler also, -Sinnbild von dem Edelmut und der Mamt ,des ehrwürdigen Geschled1ts. So kam es, daß nach ein paar Jahren -gesammeltster Hingabe an das Werk- :stück ein Messer entstand, wie es noch keines Menschen Hand jemals gefertigt hatte. Dabei war von dem Griff nur mehr eine dünne Wand übriggeblieben, die, in der Fülle ihrer Figuren und Ornamente, einem reich ziselierten Zierstück aus Gold ebenbürtig war, ja das Jagdmesser in seinem fahlen Glanz hätte in jeder bedeutenden Sammlung von Schmuckgegenständen aus Edelmetall den ersten Rang eingenommen. Man staunte, daß es aus einem einzigen Stück Stahl gesdmitten worden war. Ein Messer ist aber ein Messer, man besitzt es nicht zum Ansehen seines kunstvollen Griffes, sondern will damit schneiden, und besonders ein Jagdmesser soll diesen Zweck erfüllen. Der junge Meister Blümelhuber wollte auch nichts anderes, und daß kein Mensch etwa Als Laguardia, der einstmalige Oberbürgermeister von New York, im Jahre 192'9 seine erste Wa1hlschlacht gegen Jimmy Walker schlug, bewarf er seinen Gegner mit nur allen erdenklimen Verdächtigungen. Jimmy Walker lächelte nur und erwiderte, zum Staunen aller, mit keinem Wort darauf. Eines Tages aber sagte er am Schluß seiner Wahlrede: ,,Mein Gegner hat mir Korruption vorgeworfen. Ich antworte ihm darauf mit einer einzigen Frage: ,,Was hat er am 16. Juli 1928 in Waterbury getan?" Später fragte ihn ein Bekannter: ,, Nun sag mir einmal im Vertrauen - was hat er denn e:igentlich am 16. Juli ... ?" Jimmy lächelte. ,,Keine Ahruung" , sagte er. ,,Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt dagewesen ist. Aber jetzt kann er leugnen, bis er blau anläuft: Von heute an glaubt jeder, daß mit ihm und Waterbury etwas oberfaul ist!" 3T

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