GESCHÄFJSSTELLE STEYR 1 PACHERGASSE 6 4400 S T E Y R, TELEFON 44 72 Irgendwo auf dem Wiesenrand sitzen - leicht und sorglos -. Der Wald hatte die leere Straße - es war nur eine Straße zweiten oder dritten Ranges - schon eine Weile auf der linken Seite begleitet. Auf einmal stellten sich di~ Bäume, hohe, zar'tgrüne Buchen, auch zur Rechten der Straße hin. Das Schattengewebe der Blätter lag wie ein Gitter auf der weißen Chaussee. Weiß, duftend grün Ull!d himmelblau - denselben Schimmer hatte Helga Steiner auch in das Büro von Heine, Hoch- und Tiefbau, gebracht ! Wie ein Schmetterling war sie ihm in dem leichten Sommerkleid erschienen - wie ein Schmett ... Husch! Weiß wischte etwas durch die Luft, schlug an das Wagenfenster! Borg trat iäh auf die Bremse - die Sicht war weg! Die Räder jaulten schleifend, der Wagen schleuderte hin - zurück. Er stand schon fest, da glitt er über den Straßenrand hinab. Blech knirrschte verbeult, das Auto neigte sich über und blieb auf der Seite liegen. Heinrich Borg kletterte etwas benommen aus dem Wagen. Überraschung, Ärger, dankbare Erleichterung erfüllten ihn gleichzeitig. Er befühlte seine Glieder. Eigentlich ein blöder Versuch - er stand doch heil auf seinen Beinen! Nicht eirunal Splitter hatte es gegeben. Nur Blechschaden - aber diesen konnte er noch nicht genau feststellen, denn der Wagen lag in dem feuchten Waldgraben. 36 Erst jetzt griff Borg nach dem weisse.n Fetzen an der Vordersicht des Wa · gens. Halbrund geschnitten, weiße Träger mit Rüschen - eine Mädchenschürze! Tatsächlich, eine Schürze - mitten im Wald! Borg blickte um sich. Erst jetzt sah er Kinder an dem Straßenrand stehen, ein Mädchen und ein etwas kleinerer Knabe, noch das Entsetzen im Ausre. Borg stand schon vor dem Mädchen . ,, Wem gehört die Schürze?" Das Kind nickte heftig und wortlos. Endlich raff te es sich auf. ,, Ich wollte den Schmetterling fortscheuchen - damit du ihn nicht überfährst!" „Ja" , nickten ietzt beide Kinder. ,, So ein großer, schöner - weiß und blau und gelb! Du bist so schnell gefahren - da hab' ich ihm die Schürze hingeworfen." Borg schwieg betroffen. Ein Schmetterling, nur ein Schmetterling! Er ging um den Wagen und versuchte ihn aus dem Graben zu heben. Aber es gelang ihm nicht allein. Die Kinder kamen gelaufen, jetzt schon um vieles erleichtert. „ Wir holen den Vater I Er arbeitet dort drüben!" Sie waren schon fort. Er hörte sie rufen: ,,Vater, Vater! Ein Auto liegt im Grab.en an der Straße!" Zwei kräftige, mißtrauisch blickende Holzarbeiter .tauchten auf. Aber bald lachten sie gutmütig. ,,Das Töpfchen h,~ben wir leicht! Nur schade um das schöne, rote Blech/ Hau - nick! " Der Kotflügel und das Trittbrett waren verschrammt - das war alles. Borg schluckte die Schadensfordening~ die ihm schon auf der Zunge gelegen hatte, wieder hinab. Er dankte und fuhr an. Weiß, duftend, griin und himmelblau - er fuhr nicht weit, dann kehrte er um. Der zerschrammte Wagen - damit kom:i.te man doch nicht mehr sorglos auf einem Wiesenrand sitzen. Nicht einmal mit einem Schmetterling! Irgendetwas stimmte Borg traurig. Vielleicht die ahnungslos vertrauenden Augen, mit denen ihn lna, seine Frau begrüßen würde. Denn die Vertrauenden sind die Stärksten . . . !
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