15. Steyr. Die Stadt Steyr kann auf eine jahrhundertea lte Tradition als Zentrum des Eisenhandels und der Eisenverarbeitung verweisen. Die Stadtgemeinde hat es sich zum Anliegen gemacht, im Rahmen des Städtischen Heimathauses verschiedene alte Handwerkszweige und Produkte der Eisenverarbeitung zur Schau zu stellen und dem interessierten Publikum zugänglich zu machen . Bekanntlich wurde im Zuge der Errichtung eines „Eisenmuseums" an den lnnerhergerstadel ein Gebäude angebaut, iu welchem bisher der „Sensenhammer", eine Sensenschmiede mit Ol"iginaleinrichtung, und die bekannte ,,Petermandlsche Messersammlung", welche Messer aus vier Kontinenten zeigt, untergebracht wurden . In diesem Gebäude stand noch ein größerer Raum zur Verfügung, in dem nun uach mehrjähriger Vorbereitung eiue komplette Nagelschmiede eingerichtet wu rde. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Nagel - schmiedhandwerk zum Erl iegen. D ie weitaus rationellere Produktion durch Ma - schinen, das Aufkommen der GummiProfilsohlen und die Verdrängung der Pferde durch Traktoren, versetz ten die - sem alten Handwerk den Todesstoß. Die Fener in den Essen erloschen, die Nagelschmiede suchten in der Industr ie und a'll· deren Wirtschaftszweigen neue Arbeitsplätze und still wurde es in den F lu ß. tälern unseres Landes . Im Jahre 1959 wurde die Einrichtung der Nagelschmiede des Kilian Brettenthaler in Unterdambach, nachdem dessen Betrieb schon län - gere Zeit sti llgelegt war, von d er Stadt - gemeinde Steyr für musea le Zwecke an - geka uft. Nach längerer Vorbereitung konnte im Jahre 1963 mit der baulichen Adaptierung des vorgesehenen Raumes im Heimathaus Steyr begonnen werden. Es war beabsichtigt, die Esse und die Arbeitsplätze so getreu als möglich dem Originalzustand wieder aufzuhauen. Gleichzeitig galt es auch, die Werkzeuge· und Geräte instandzusetzen und einer fachmännischen Konservierung zu unterziehen . Zuletzt war die Einrichtung der Schmiede, zu welcher der frühere Besitzer, Herr Brettenthaler, sehr wesentlich beitrug, zu bewerkstelligen und für eine entsprechende erläuternde Beschriftung vorzusorgen . Es ist daher verständiich, daß diese Arbeiten längere Zeit in Anspruch nahmen, da gleichzeitig auch der Verwendungszweck der Geräte und die einzelnen Arbeitsvorgänge festgehalten werden mußten. Nunmehr konnten die Arbeiten, die einen Aufwand von rund 50.000 S erforderten - von denen 20.000 Schilling vom Land Oberösterreich in Form von Subventionen beigestellt wurden - vo llendet und die Schmiede der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wenn man die fünf grundsätzlichen Ar-· heitsvorgänge, die zur Anfertigung eines Nagels erforderlich waren, betrachtet, kann man erst ermessen, welchen Fleißes es bedurfte, um eine Tagesleistung bis zu 1200 Stück pro Schmied zu vo ll bringen. Zuerst mußte das Rohmaterial „vorgestreckt" und dann auf die erforderliche Länge „ ausgehämmert" werden. Nachher erfo lgte das „Scheibeln", das heißt, die· Herste llung der Rohform des Nagelkopfes und da s sogenannte „Abschabeln", das. Einkerben und Abbiegen des Werkstükkes, damit es leicl1ter vom Rohling zu trennen war. Im Nageleisen wurde dann die gewünschte Kopfform des Nagels aus - geschmi ed et. Mittels des sogenannten „Schnellers" wurde der Nage l dann in ein Sieb befördert. Um 5 Uhr morgens be-· gann dieses monotone Tagwerk und mit Einbruch der Dunkelheit wurde es beendet. Mittags und abends wurden dieNägel gezählt und zum Verkauf in selbst vorbereitete Hüllen verpackt. Mit dem Aufbau der Nagelschmiede im Steyrer He imathaus ist wiederum ein Stück altes FOTO MEHWALD PHOTO-HANDLUNG G. Mehwald vorm. Foto-Bichler STEYR, BahnhofstrafJe 3, Telefon 24 35 und Stadtplatz 33, Tel. 27 4 62 Aufnahmen von Portraits, Kindern, lndustri Ee und Werbung in und au~er Haus Reportagen von Fes tlichkeiten und Trauungen Das älteste und bekannteste Fachgeschäft in Steyr seit 1868 SÄMTLICHE KAMERAS UND ZUBEHOR FACH LICHE BERATUNG SOWIE AMATEURAUSARBEITUNG NEU: FARBIGE SCHULFOTOGRAFIE 87
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