Gerade dort, wo die Welt noch mit Brettln verschlagen ist, gerade dort in der „Einschicht", ist es zuweilen an! lustigsten. Hier ist die „Unifonnierung ' der Geister noch nicht so weit vorgeschritten wie in den Städten, wo die Leute fast alle zur selben Zeit das gleiche tun, hier bleibt es noch der Fa~- tasie der Einschichtler überlassen, w1e sie zu ihrer Unterhaltung sorgen wollen. Und sie unterhalten sich nicht schlecht, das mögt ihr mir glauben/ Im Sommer, Ja da bleibt wenig Zeit dazu, auch der Herbst steckt noch voll Arbeit, ist aber einmal die stille Zeit der Weihnacht vorüber, wo man noch wenig a.uf die Tanzerei, aber mehr ans Beten denken mußte, dann hallen die „Juchezer" d,~r Buben in die klaren Winternächte hinaus, daß man meint, sie müßten die Sterne zum Herunterpurzeln bringen. Irgendwo, heute dort, morgen da , kommen die Dörfler und die Bauern aus den Einschichthöfen zusammen zu frohem Lied und Tanz. Meist mußte ein paar Tage zuvor eine zünftige Sau ihr beschauliches Leben lassen, und was da die Bäuerin an „Fuasslsuppn" und ,, Sulzen" , an „Blunzn" und „Brastlfleisch" oder „L~berbunkln" auf den Tisch bringen, das grenzt schon a~s Wunderbare. Dazu funkelt in den Glasern der goldklare Most und zu de:1 Feiertagen wohl auch ein Wachauer guter Blume. Das hebt die Stin~mung ganz beträchtlich und wenn dann ugend ein Musikbegabter seine „Wanzenpresse" hervorholt, so lassen sich die lebfrischen „Buam" und „Dirndln" nicht lange bitten und alsbald ist die schönste Tanzerei im Gang. Wohl steht heute schon überall ein Radio, aber das spiel t 36 Eine lustige Sylvestergeschichte aus dem ländlichen Leben. Von L. Erlacher auch nicht immer das, was man gerne tanzen will . An diesem Sylvestera.bend, von d.em ich erzählen will, war so eine lustige Zusammenkunft beim „Rudlbauern", dessen schönes Hö.fl eine gute Gehstunde ober seinem Pfarrdorf auf einer sanftansteigenden Höhe liegt. Selbst der tiefe Schnee konnte die Besucher nicht abhalten, den weiten Weg zu stapfen, denn der Rudlbauer war ein lustiger Kauz, der nie den Spaß verdarb, und die Bäuerin konnte kochen, wie keine Zweite es vennochte. Und noch ein weiterer Magnet zog besonders die „Buama" ru1, des Rudlbauers saubere Einzige, die künftige Erbin des Hofes. Sowas von einem Dirndl, nicht ein bissel stolz, lustig wie der Vater und tüchtig wie _die Mutter, aber richtig brav und anstandig trotz allem „Umworbenseins ". Nicht einmal der Vater und die Mutter hatten eine Ahnung davon, daß ihr Herz schon lang gewählt hatte. Sie, die AnnerL__ die jeder große Bauer gern genommen h~_tte, oerade sie hatte sich den armen „Hauslerbuben", den Bertl, in den Kopf gese tzt, der außer seiner Bravheit ~nd seines sauberen Gesichtels nur seme fleißigen Hände und einen immer frohen Sinn in die Wagschale zu werfen hatte. Sein Vaterhaus, genannt das „Schachenhäusl, lag knapp neben dem Wald. ein Stück] ober dem Grund des Rudlbauem . und verschwand in seiner Winzigkeit fast neben den Baumriesen der Tannen und Fichten. Nur ein paar Gaißen DIE STILLE STVNDE Foto J. Zeisler
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