aus dem Gebirge. Wir lernten mitsammen und halfen einander aus, wenn das knappe Studiengeld nicht mehr langte. Was wollten wir nicht alles mitsammen bauen, später als Architekten! Da verunglückte er auf einer Klettertour als Alleingänger, lag eine Nacht hilflos auf einem Felsband, bis man ihn endlich fand. Er verlor ein Bein. Später schrieb er mir, daß er nicht mehr in die Hauptstadt käme, dem1 mit dem Studium sei es für ihn als Krüppel vorbei. Seither vergingen Jahre, er schrieb mir später nicht mehr - und ich fand keinen anderen Gefährten . .. " Der hohe Hang lehnte sich sanfter zurück; aus dem schattendunklen Bergeinschnitt vor ihnen rausch.te ein fallendes Wasser, ein Felsblock blinkte feuchtglänzend im Mondlicht. Das Mädchen hielt an und setzte si.ch auf den warmen Rasen über dem Steig. Jetzt lag das Mondlicht auf ihrem Gesicht. ,,Wie hieß Ihr Gefährte?" fragte sie halblaut. Heinrich fühlte eine Unruhe aufsteigen. ,,Bernd Eichhorn - kannten Sie ihn?" ,, Bernd - er ist mein Bruder!" sprach sie leise. Heinrich wagte nicht zu ,lagen, wa~ aus dem Unglücklichen geworden war. Endlich raffte er sich auf: ,,Ich möchte ihn wieder treffen. Wo ist er?" Das Mädchen lächelte: ,,Bernd gab nicht auf. Er sattelte um. Heute wirkt er als Missionsarzt in Afrika!" Heinrich Höfats fühlte, wie plötzlich eine Last von ihm genommen war. Salzgurken samt Faß verschwunden Anruf im Morgengrauen - Von Walter Joachim lm „Natio11al-Hotel" /di11gelte beim erste11 Morge11graue11 das Te/epho11. ,,Natio11al-Hotel", gäh11te der dienstbare Geist hi11ter der Rezeption in die Muschel. ,, Hören Sie , Mann" , quäkte es ziemlich unhöflich zurück, ,, wa11n wird Ihre verdammte Bar geöffnet?" „Erst um zehn Uhr morge11s, mein Herr", erteilte der Portier Ruppelt würdevoll Auskunft. Auf der anderen Seite wurde abgehängt. Ruppelt zog die Schirmmütze über die Augen, bohrte mit dem kleinen Finger im Ohr und entschlummerte wi eder. Keine Stu11de später, der Portier träumte gerade von einem Faß herrlicher Salzgurken - er mochte sie für sein Lebe11 gern - schlug das Telepho11 erneut an, und die Salzgurken samt Faß verschwanden in 11ebelhafter Ferne . ,, National-Hotel!'' „Höre11 Sie ... , nick .. . Mann ... , nick ... , wann ... ma ... mache11- Sie die Bababat , .. auf?" Der Portier runzelte i11 sittlicher Entrüstung die Auge11braue11. „Hen·, ich sagte Ihne11 bereits vor geraumer Zeit, daß die Bar bis morgens um zehn Uhr geschlossen ist! Guten Morgen!" Er knallte den Hörer auf die Gabel. „Unglaublich," murmelte er. ,,Am frühen Morge11 schon saufen! Sollte li eber eine Salzgurke essen!" De11-1 geplagte11 Portier war kei11e Ruhe mehr vergö11nt. Bereits 11acl1 ei11er halben Stu11de, gerade wollte er i11 eine Riesensalzgurke beiße11 , rasselte das Telephon abermals . ,, Ich will . . . nick . . . e11dlich wisse11 , . . nick , ... wann diese verfluchte Bat .. . aufgemacht wird!" „Das ist doch" , brüllte der gutmütige Ruppelt völlig außer sich, ,,das ist dodr u11glaublich! Wollen Sie mich vielleicht zum Narren halten? Um zehn Uhr! Um zehn Uhr! Haben Sie das endlich begriffen!" „ Geht .. . geht es nicht . . ., nick . . , , früher? " kam ein Stammeln durch de11 Draht. ,, Ich ... ich will . . . nick . .. endlich raus hier! Seit gestern abend . . . bin . . bin ich ... l1ick ... hier schon ei11geschlosse11 !" 77
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