Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1968

in dem Baum ein und fegte ihm die herrliche Krone vom Stamm. Im Jahre 1940 wurde der vom Blitz zum Krüppel geschlagene Baum ausgereutet und einem alten Herkommen getreUI, eine Jltnge Linde gepflanzt . Vor dreißig Jahren führte von der Kirche in Dietach eine schmale Stiege den steilen Goldberg hinan zum Lindenbamn, der mit Heiligenbildern behangen war und vor dem eine hölzerne Bettbank stand. Die Kirche von Dietach, so weiß die Sage zu berichten, wollte man auf dem Rücken des Goldberg-es erbauen. Das Baumaterial, das man tagsvorher mit vieler Mühe auf den Berg geschafft hatte, lag am Morgen drunten in der Ebene, am Fuße des Goldberges. Man sah das als ein Zeichen des Himmels an und erbaute sie dort, wo sie heute steht . Auf dem Goldberge aber pflanzte man eine Linde, die groß geworden zum Bildbaum wurde. Die Kirche von Dietach wird geheimnisvoll auch eine „heimliche" oder „verborgene" Kirche genannt. iBir lfürd1r oon ~t. MlridJ Wer von irgend einer Stelle der Stad11 Steyr gegen Süden schaut, hinein in das Gebirge, der sieht in etwa eineinhalbstündiger Entfernung einen schön.gewölbten, mäßig hohen grünen Berg aufragen, über den einige im Hintergrunde stehende höhere Berge des Ennstales, blau vom Dunst der Feme, herübergrüßen. Er ist etwas niedriger als sein Nachbar, der steile, waldgekrönte Stiirzberg und heißt Stöderberg. Sein Gipfel wird die ,,Lirker Höh' " oder „Lirker Kogel " genannt. Am westlichen Rande dieses Kogels stand viele Jahre im Schutze eines breitästigen Birnbaumes ein blutrot angestrichenes Holzkreuz, an dem drei Heiligenbilder hingen. Es war das „LirkerKreuz". Es stand mitten in einem liebevoll betreuten Blumengärtlein, das von einem niedrigen Holzgitter umschlossen war. Eine Bank davor lud zu kurzer Rast. Wer je einmal auf dieser Bank saß und seine Blicke in die Runde schweifen ließ, wird entzückt gewesen sein von dem lieblichen Landschaftsbilde, das er VOI\ hier aus beschauen konnte. Der „Lirker-Kogel " ist von vielen uralten Sagen umsponnen. Wie eine dieser Sagen erzählt, sollte auf dem Kogel einst eine Kirche erbaut werden. Man hatte schon Baumaterial hinaufgebracht. ln der Frühe, als die Handwerker zur Baustelle kamen und die Arbeit beginnen wollten, waren Baumaterial und Werkzeuge weg; sie fanden sich auf t:inem Platz des Berges nahe bei Steyr, auf dem heute die Kirche des Dorfes St. Ulrich steht. Man sah diesen Platz als einen von Gott gewünschten Bauplatz :m und erbaute die Kirche dort. Auf dem Lirker-Kogel aber, wo man die Kirche erbauen wollte, errichtete man ein Kreuz: Das „Lirker-Kreuz". Im Jahre 1949 kam das Kreuz weg und an seiner Stelle steht jetzt eine Kapelle. So die Sage von der St. Ulricher Kirche. Der Berg, auf dem heute das Dorf Sankt Ulrich liegt, war in alter Zeit noch mit Wald bedeckt. In diese Waldeinsamkeit zog sich einst ein Mönch des Klosters Garsten zurück, baute sich eine Hütte und in der Nähe eine hölzerne Kapelle und lebte hier als Einsiedler viele Jahre. Als der Klausner längst schon gestorben war, ließ Abt Florian 1. von Garsten auf dem Berge mit der schönen Aussicht ins Gebirge 1411 eine schöne gotische Kirche bauen. Sie wurde dem hl. Ulrich geweiht, der einst Bischof von Augsburg gewesen; er war ein gar hiegerischer Herr, der zuweilen den Bischofsstab mit dem Schwert vertauschte und mit seinen Mannen gegen die in Deutschland räuberisch einfallenden Ungarn zog. Auf dem Hange neben der Kirche stand bis in die jüngste Zeit ein uralter Lindenbaum. Eine fast vergessene Sage raunt auch von einem „Heiligen Brunnen" unweit der Kirche von Sankt Ulrich. ßü.Mte't>at6 von. 't>et V etein.g'tJw..ch.eMi 67

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