Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1968

Dr. Erlefried Krobat/.t AIIB BHUBrnhöfB- DBUB BougründB Der Wandel im Siedlungsgebiet am Rande von Steyr Die Notwendigkeit, für städtische Einrichtungen Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen und künftig benötigtes Siedlungsland für die rasch wachsende Bevölkerung Steyrs sicherzustellen, veranlaßten die Stadtverwaltung, Bauernhöfe in nächster Umgebung der Stadt anzukaufen. Zu den Erwerbungen der letzten Jahrzehnte gehörten die drei alten landwirtschaftlichen Anwesen: Schlüsselhof (heute Schlüsselhofgasse 65), Resthof (heute Ennser Straße 20) und Taschelried-Posthof (Ortschaft Stein 61), sowie andere weniger bekannte Bauernhöfe. Der Sc h 1ü s s e 1h o f. Am 18. Juli 1938 kaufte die Stadtgemeinde diesen Hof von den drei Eigentümern (Kaufmann Johann Döberl, Gastwirt Karl Schweinschwaller und Landwirt Franz Mayr) um den Betrag von 16.333 Reichsmark 33 Pfennig, um hier den Städtischen Wirtschaftshof einzurichten. Dieser war früher in einigen Gebäuden, die zur Artilleriekaserne gehörten, untergebracht. Zu der Erwerbung sah sich der Magistrat genötigt, da die Heeresverwaltung ihre Gebäude wieder in Anspruch nahm. Die Grundfläche des Anwesens einschließlich der Bauflächen betrug zum Zeitpunkt des Ankaufs rund 223 Ar; es waren schon vorher Gründe abverkauft worden. Der Name des Hofes läßt sich vom mittelhochdeutschen „schlüzzelaere" (Schlüsselträger oder Beschließer) ableiten. Unter „Schliessler" war ein Kämmerer der Herrschaft oder Stadtgemeinde Steyr zu verstehen, der in längst vergangenen Jahren auf dem Hofe saß . Noch in einer Chronik des Jahres 1815 wird der Hof „Schlisselhof" genannt. In dieser wird von ihm berichtet, daß er „ein ungefähr eine halbe Stunde v'on der Stadt entfernter Edelhof am Ennsflusse in der Pfarr und dem Kommissariat Steyer im Traunviertel gelegen" war. Weiters heißt es in der erwähnten Chronik, ,,dieses Landgut ist mit 1 Unterhanshaus um 4650 fl. (Gulden) in der landschaftlichen Einlage" (Landtafel EZ 206). Im Josephinischen Lagebuch (Katastralgemeinde Stein) ist der Hof 178 8 als Freisitz eingetragen, dessen Eigentümer die sieben Braumeister in Steyr waren. Im Franziszeischen Kataster scheinen 1826 die Braumeister Roman Jäger in Ennsdorf und Mathias Egger in Vogelsang als Eigentümer auf. Der Resthof. Diesen Hof erwarb der Magistrat im März 1962 von der Eigentümerin Helene Zeileisen. Nach einer Mitteilung im „Amtsblatt der Stadt Steyr" soll der Hof Wohnzwecken dienen und sein parkähnliches Gartenstück im Süden erhalten bleiben. Für den Bau von Wohnhäusern stehen außerdem 10,7 Hektar Hofgrund zur Verfügung, die in Zukunft etwa 2900 Bewohnern neben dem Wohnraum Grün-, Garten- und Verkehrsflächen geben werden. Nach einer Deutung des bekannten Namensforschers, Universitätsprofessor Doktor Kranzmayr, scheint der Hofname von „rösten oder braten" herzurühren. Der Resthof war also einmal ein „Rösthof", in dem Fleisch gebraten oder geröstet oder, wie wir heute sagen, gegrillt wurde. Er gehörte seinerzeit zur Herrschaft Gschwendt. Ein Zehentbuch dieser Herrschaft überliefert uns, daß im Jahre 1705 ein Franz Restmayr den Hof besaß, zu dem auch ein Haus mit einem Krautgarten in der Größe eines halben Tagwerkes und Getreideäcker im Umfange eines ganzen Tagwerkes, diese zehentfrei , gehörten. Weiters waren „Pawgründte" (Baugründe) im Gleinker Feld, im Hausleitner Feld und im Steiner Feld in der Größe von zusammen 27 Tagwerken vorhanden. Ein „Tagwerk" entspricht ungefähr der Größe eines Joches (57,55 Ar). Eine Wiese „auf 1 tagwerch und 3 Einsöz groß", sowie 61

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