Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1968

war, kniete er vor den kleinen Ofen hin und machte Feuer. Bis der Tee aufkochte, wollte er noch ein wenig vor die Jagdhütte treten. Lässig lehnte Klaus an dem verwehten Geländer und blickte weit über die mondhellen Hänge hinüber. Die Grabeneinschnitte dazwischen lagen drohend schwarz. So schwarz, daß Klaus unwillkürlich aufschrak, als aus einem ein Lichtschein aufblitzte! Licht - schwarz, licht - schwarz! blinkte es dreimal hintereinander auf, hielt eine Minute aus und leuchtete von neuem in gleichen Abständen. Ein Notsignal! schoß es Klaus durch den Kopf. Im nächsten Auge11blick war er schon in die Hütte gesprungen und hatte die Taschenlampe aus dem Rucksack gerissen. Er hielt sie hoch über sich und blinkte das Antwortsignal zurück. Dam1 hielt er die Hände hohl an den Mund. „Hallooo! Ich komme! " sd1rie er. Die metertiefen Schneehänge verschluckten jeden Hall seines Rufes. Klaus schlang das Rettungsseil um die Schulter, stopfte die Bambusstäbe für die Sduittenbahre in den Rucksack und fuhr los. Die tiefen Gräben behinderten die schnelle Quenmg der Hänge. Nur das Blinklicht dort drüben lenkte den Retter sicher und stet. Klaus schien keine lange Zeit vergangen Z11 sein, als er sich über eine wenige Meter hohe Felswand in die verwehte Grabentiefe beugte. ,, Ich will dir helfen - bist du verletzt?" fragte er atemlos zu der grauen, reg-losen Gestalt hinab. ,, Ja - ein Fuß scheint gebrochen! " kam es ruhig und etwas gepreßt herauf. Klaus fuhr bei dem Laut zusammen - es war Jörg, der Sohn des Berghofers. Es wurde eine harte Mühe, bis der Lehrer neben Jörg unten stand. Während Klaus das verletzte Bein in die Ruhelage schiente, erzählte Jörg knapp, daß er am Nachmittag zu den Heuhütten aufgestiegen war, um zu sehen, ob sie im Stunn Schaden g-elitten hätten - - bei der Heimfahrt über die sonst so vertrauten Hänge sei eine Sdmeewächte unter ihm abgesackt und habe ihn über die niedrige Felswand gerissen. ,,Die-- eis ige Kälte hätte mich wohl in der· langen Nacht erstarrt - wem1 du nicht gekommen wärest!" schloß Jörg langsam seinen knappen Bericht. Klaus kroch ein kaltes Grausen über· den Rücken herauf. Der Fastnachtsrumme1 - hatte der nicht eben im Dorf unten beg01me1J? ,, Und was hast du gedacht - in deiner Todeseinsamkeit?" fragte Klaus wieunter einem Zwang mit einer zögernden, brüchigen Stimme. ,,Die erste Angst muß man überste-· hen - aber wenn man einmal bereit ist, fällt dir das rechte Gebetswort wie ein Geschenk zu!" läd1elte der Errettete. Als Klaus mit der nachgeschleiften Sd1littenbahre endlid1 keuchend vor der Jagdhütte stand, ging es gegen Mitternacht. Er trug Jörg in dlie erwärmte J agdsh1be. Für die Nacht war der Verletzte geborgen. Klaus wollte sogleich zum Berghof abfaluen und die wohl unruhil! Wartenden aufklären. „Dein Spiel zur Fastnadit?" fragte Jörg von seinem Lager herüber. ,, Nun hast du es also versäumt - um meü1etwillenl" ,, Mir ist ein anderes Spiel aufgegangen!" nickte Klaus und wandte sein Gesicht veTlegen ab. Als Klaus später durch den stäubenden Schnee abwärts über die mondweißen Hänge glitt, da spürte er, daß ihn diese Fastnacht tief gewandelt hatte ... WIENER STIDT. WECHSELSEITIGE VERSICHERUNGSANSTALT Landesdirektion für Oberösterreid, L:nz, Rainerslra~e 22, Te lefon 21627, 21628 GESCHÄFTSSTELLE S T EYR Grünmarkt 24, Telefon 39 60, 39 69, 29 31 Al l e Versicherungszweige 56

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