Die Lage des Hauses gefiel Fritz; das Haus selbst war zwar altmodisch und ziemlich reparaturbedürftig, jedoch sehr solid gebaut und da die Besitzerin offensi chtlich zu verhandeln bereit war, schien ein übereinkommen in greifbarer Nähe . Freudig erregt eilte Fritz z-u Angela. ,, Ich habe eine Überraschung für dich! " rief er ihr schon beim Eintritt entgegen, \Vir bekommen unser Haus im Grünen! " Er erzählte ihr von Frau Schäfer, di e das Haus von ihrem Vater ererbt habe und sich, da sie jetzt völlig verarmt ,ei - (Vermögen im Kriege verloren --- 74 Jahre alt - nie einen Beruf ausgeübt, daher keine Pension - gänzlich alleinstehend, da Schwester kürzlid1 gestorben) vor der drohenden Übersiedlung in das Altersheim bewahren wolle. Zu seiner Verwunderung teilte Angela seine Begeisterung nid1t. ,, Ich - weiß nicht recht . . . Ich hab e kei n gutes Gefühl dabei ... es ist so - so -" Angela konnte nicht in klare Worte fassen , was in ihr vorging: Daß es ihr widerstrebte, ein Geschäft mit dem Tod abzuschli eßen, nüchtern abwägend die voraussichtliche Lebensdauer eines Menschen zu errechnen, um darau s die Chancen für einen vorteilhaften Kauf abzuleiten; daß sie unbewußt Angst hatte, ein solcher Handel könnte ihren inneren Frieden untergraben und sie eines Tages gegen ihren Willen das Ende einer lästi g gewordenen Verpflichtung herb eisehnen lassen . . . „ W.as hast du denn nur? " hörte sie Fritz sagen, ,,Ich verstehe did1 nicht! Das is t doch eine durchaus vernünftige Lös ung - für alle Beteiligten! Oder hältst du es vielleicht für klüger, wenn die Fra u in ihrem leeren Haus verhungert, während wir bi s an unser Lebensende auf ein eigenes Heim warten müssen?" Angela mußte zugeben, daß er rech t hat te. Es war ja wirklich nimts gegen die Sache einzuwenden, alles ganz legal, nur - sie konnte des Ganzen nimt so recht froh werden, obwohl sie sid1 schließlich sog-ar bereit erklärte, einen Teil der monatlichen Leibrente von threm Gehalt beizusteuern. Am nächsten Abend besichtigte sie mit ihrem Verlobten das Haus und kurz darauf wurde der Vertrag unterzeichnet. 50 Steuet.ausk.unlt Hugo Wolf , der Komponist mand1er schönen Lieder, teilte mit vielen Kollegen seiner Zeit das Los , meist ohne Geld zu sein. Eines Tages wurde er von der Behörde aufgefordert, seine Einkünfte zwecks Versteuerung genau anzugeben. Wolf las das Papier durch und - ließ es unausgdüllt liegen . Eine zwei te, eine dritte Zusmrift erlitten da s. ),!!eiche Sd1icksal. Endlich wurde es dem Steueramt zu bunt: Eine letzte kategorisdrn Aufforderung erging an Wolf, sid1 einzu.fi nden, widrigenfalls zwangsweise Vorführung erfolgen werde. Wolf ermannte sich, ging zu dem Steuergewa ltigen hin und beteuerte, keine Einkünfte zu haben. ,,Aber, Herr Wolf, das ka nn doch kaum stimmen! Sie müssen sich etwas verdi enen! Wovon leben Siedenn eigentlich? " ,, Das ist schnell gesagt! " entgegnete Wolf lakonism, ,,im pumpe ständi g!" Fritz gab sein llntermietzimnrnr au f und zog - vorerst provisorisch in das Haus. Im Frühiahr sollte dann mit den Reparaturarbeiten begonnen werden und sobald alles instandgesetzt wä re, wollte man Hod1Zeit halten . Zunäd1s t schien es, daß Angelas Besorgnis völlig unbegründet gewesen war. Die alteFrau Schäfer nahm mit großer Genugmung an jedem Monatsersten ihreT..eibrente in Empfang, froh, sim endlich etwas mehr leisten zu können. Fritz wieder war sehr erbaut von seiner neuen Rolle als Hausherr und nahm aud1 verschiedene schrullenhaf te VerschrobenJ1eiten der Greisin willig in Kauf. Die ersten kleinen Unstimmigkeiten traten auf, als die Handwerker kamen. Frau Smäfer, die ihr ganzes Leben in dem Haus verb racht h~tte, wollte von manchen der geplanten Veränderungen nid1ts wissen und konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß nun plötzlid1 ein anderer sollte zu bestimmen haben. Sie horchte di e Handwerker aus, kritisi erte an allem und jedem und versuchte immer wiedeT sid1 einzumischen, solange, bis Fritz Kormann
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