Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1968

KLEIDERHAUS bringt für Damen, Herren und Kinder Bekleidung sowie Wäsche aller Art STEYR, Harat,müllerstraße 16 1 Telefon 22 68 vielen Sternen und dem Mond, ein hoher Bogen über der Erde, traumhaft beinahe für ein einfältiges kleines Menschenherz! In der Stube brennt Licht, die dunkelroten Vorhänge an den beiden Fenstern lassen es nur nicht hell ins Freie strahlen. Ich klopfe mit dem Hammer an die Tür und warte. Bald nähert sieb ein Schritt. Ist es der Bauer oder Franz, der Knecht? Eine Stimme fragt nach Namen und Begehr, sie gehört dem Bauern. Ich kenne sie, ja, ich kenne sie. Ich sage meinen Namen und höre, wie schon der Riegel klirrt. Die Tür steht offen. Da bist du ja, sagte der Bauer und heißt mich eintreten. Wir haben auf dich gewartet. Ihr habt auf mich gewartet, sage ich dankbar und stelle die Skier an die Wand. Den Rucksack lasse ich vom Rücken gleiten und greife ihn dann mit der Linken. Er baumelt nun vor meiner.i Beinen. Komm herein! sagt der Bauer und öffnet die Stubentür. Die Bäuerin steht da und lacht. Wir haben auf dich gewartet, sagt auch sie, und ihr Gesicht ist voller Freude. Der grüne Kachelofen verbreitet gemächlich Wärme, an den Wänden sind Tannenzweige angebracht, der Boden ist gescheuert und mit Sand bestreut; die Körner krachen leicht bei jedem Tritt. Die Petroleumlampe steht auf dem großen Ahorntisch, mild ist ihr lid1t. Es ist gut, sage ich. Aber wo ist der Franz? Er ist beim Bauhandwerk, sagt der Bauer. Er ist in Tirol. 40 Die Bäurin geht zum Mauersdirank und entnimmt ihm eine Karte. Er hat uns eine Karte gesdirieben, sagt sie. Er ist in Innsbruck. Und die Anna? frage idi. Ja, die Anna I Sie hat einen Fabrikarbeiter geheiratet in der Eisenstadt. Wir setzen uns an den Tisch, die Bäuerin trägt die Sdiüssel mit der Rahmsuppe auf. Am Heiligen Abend gibt es vor Mitternacht kein Fleisch zu den Mahlzeiten der Bauern des Alpenvorlandes, so ist ein alter Braudi. Nadi dem Essen verläßt die Bäuerin für einige Zeit die Stube. Die Braune wird heute nodi kalben, sagt nun der Bauer. Es war ein sdiöner Heiliger Abend. Wir gingen abwechselnd in den Stall, zu sehen, wann es Zeit wäre, der Kuh zu helfen. Eine Stunde vor Mitternacht betteten wir ein kräftiges Kalb aufs Stroh. Wir müssen noch räuchern gehen, sagt der Bauer, als wir wieder in der Stube sind. Habt ihr es denn nidit am Thomastag getan? frage idi. Nein. Wir wollten didi dabei haben. Du hast es doch so gern. Wir treten von einer Kammer in die andere, wir gehen in den Keller und in den Stall, auf den Heuboden und in die Tem1e, wir treten unter die Bäume des Angers, der Bauer hält die Pfanne mit dem dampfenden Weihrauch und sagt den Sprudi gegen die bösen Geister, und dann geht er, die Pfanne vot der Brust, wieder ins Haus zurück. Wir folgen ihm auf dem Fuße.

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