Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1968

15. B a d H a 11. Dem klassizistischen Temp el über der Tassilo-Quelle in Sulzbacl, wurde die Funktion eines Heimathauses übertragen, das mit einem F es takt in Anwesenheit von Abt-Koadjutor DDr. Bruckmayr aus Kremsmünster und Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Grabner eröffnet wurde. Mit 2500 Exponaten bietet das Heimathaus Einblick in die Kulturgeschichte des bäuerlichen Raumes rund um Bad Hall. Urkunden belegen die Geschichte des Marktes, der schon im 12. Jahrhundert als Herzogenhall bekannt und bis in das 19. Jahrhundert Zentrum der Zünfte und der Gerichtsbarkeit im Einzugsgebiet von Steyr und Krems war. Sammlungen zur Geologie des Gebietes, zur Geschichte der Quellenerschließung, zur Bäder- und Kuror ts geschichte beto• nen die Sonderstellung des H eilbades. Reicher noch sind die vielen im Heimathaus zusammengetragenen Belegstücke über Lehen und Schaffen der bäuerlichen und ländlich-handwerklichen Bevölkerung des Landes rund um den Kurort, jenes Landes, in dem der „Körndlbauer" auf seinem Vierkantho,f 1sitzt. Ihm <lieferte der „Boastampf" den einzigen Phosphatdünger, er wußte als guter Bauer den Holzpßug, den Getreideputzer, den Trier als Getreidesortiergerät, aber auch die 128 Mostpresse zu handhaben. Er fuhr mit Landauer oder Holzschlitten zur Kirche. Das bemalte Bauernmöbel war Umwelt seines häuslichen Lebens. Diese aus dem engsten Raum um Bad Hall stammenden Gerätschaften zu erhalten und in ihrer Kontinuität in den Schauräumen aufzu• bauen, ist dem Heimathaus Bad Hall gut gelungen. In der Tassilo-Trinkhalle wird auch eine kleine Gablonzer-Sonderausstellung gezeigt, die über die Entwicklung dieses Gewerbes im Traunviertel informiert. Am 10. Dezember 1954 trat der Gedanke der Gründung eines Heimathauses mit der Einsetzung eines Ausschusses ins vorbereitende Stadium. Im Jahre 1961 wurde das Heimathaus vereinsmäßig offiziell angemeldet. Den Grundstock der rasch aufgebauten ersten Sammlungen zur Ortsgeschichte waren damals in zwei Räumen des alten Badehauses untergebracht. Die Haupthalle des Tassilo-Quellengebäudes nahm den Grundstock der Sammlungen zur Kulturgeschichte des bäuerlichen Raumes rings um Bad Hall auf. Die Freimachung und Trockenl egung der an der Westseite des Baues gelege• nen, früher dem Versand von Jodquellen dienenden Räumen ermöglichte die Vereinigung der gesamten Sammlungen in der Tassilo-Trinkhalle, die vom Land Oberösterreich für die Zwecke des Hei• mathauses zur Verfügung gestellt wurde. Oberwirtschaftsrat Dkfm. Karl Hain würdigte die Anstrengungen des Obmannes des Heimathauses, Mr. Walter Eidherr, der mit Hilfe aktiver Mitarbeiter den Aufbau dieses Heimathauses in Angriff genommen hatte. Hofrat Dipl.-Ing. Goldbacher bezeichnete dieses vorbildlich eingerichtete Heimathaus als Mittelpunkt und Strahlungszentrum des örtlichen kulturellen Lebens und appellierte an die Behörden, für die Bewahrung kultureller Werte immer wieder die notwendige fi. nanzielle Unterstützung zu geben. 16. Garsten. Nach langer Krankheit und völlig erblindet is t die ehemalige Volksschuldirektorin und Ehrenbürgerin der Gemeinde, Frau Lotte D o b i a s, im 82. Lebensjahr gestorben. 1904 hatte sie ihren ersten Dienst in der Schule Dambach angetreten, 46 Jahre lang wirkte sie als Lehrkraft. Drei Jahre war sie als Leiterin der Mädchenvolksschule Berggasee in Steyr tätig. Für ihre caritative Tätig: keit war sie bereits 1918 mit dem Kriegskreuz für Zivilverdienste ausgezeichnet worden, zahlreiche Ehrungen für ihre Lehrtätigkeit folgten. 1951 war sie von der Gemeinde Garsten zur Ehrenbürgerin ernannt worden .

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