Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1967

Es kam die Reformation, in der auch unsere Stadtpfarrkirche auf länger als fünfzig Jahre in den Besitz der Protestanten überging. 1545 begann der abgefallene Pfarrer Wolfgang Waldner die neue Lehre mit großem Erfolg in der Stadtpfarrkiche :tu predigen. Die Bürger der Stadt wurden zum Großteil Anhänger des Protestantismus. Kaiser Ferdinand bewillig-te der Bürgerschaft gegen Vorbehalt die Errichtung eines protestantischen Gymnasiums im hiesigen, damals unbesetzten Dominikanerkloster. Die Bürgerssöhne besuchten nun das evangelische Gymnasium und studierten zu Wittenberg protestantische Theologie. Aus dieser Schule ging der erste Prädikant an der Stadtpfarrkirche, der Steyrer Johann Schreier, hervor. 1568 gestattete Kaiser Maximilian auf dem Landtag zu Linz den landesfürstlichen Städten, zu denen auch die Stadt Steyr zählte, freie Ausübung des protestantischen Gottesdienstes. Kaiser Maximilians Nachfolger, Rudolf II., war streng nach katholischen Grundsätzen erzogen worden. Unter ihm begann die Gegenrefonnation, die sich 11.ber schwer durchführen ließ, da sich die Protestanten allen Dekreten widersetzten. Der Kaiser drohte der Stadt mit einer empf'indnchen Geldstrafe, falls seine Verfügungen nicht eingehalten werden sollten. Der Steyrer Gemeinderat aber erhob Einspruch gegen die Befehle des Kaisers. Endlid1, nach langem Warten, langte beim hiesigen Magistrat die Antwort des Kaisers in Form einer Strafverfügung auf Zahlung von 8000 Dukaten ein, und der Kaiser beharrte auf die Durchführung seiner Verordnung, wonach die protestantischen Prediger zu entlassen seien. Diese Strafverfügung rief große Bestürzung hervor. Der Abt von Garsten besetzte nun wieder die Stadtpfarre mit Stiftsgeistlichen. Doch nur langsam glätteten sich die Wogen des Religionsstreites, bis endlich wieder Beruhigung eintrat. Die Stadtpfarrkirche wurde 1636 vollendet und von Abt Anton II. den beiden Kirchenpatronen, den Heiligen Ägidius und Koloman, geweiht. Die Entfernung des Abendmahlaltares aus der Protestantenzeit erfolgte erst später. Tm Jahre 1688 wurde das Hochaltarbild von Kunstmaler Resdfeld aus Schwaz in Tirol um tausend Gulden gemalt. Es stellte die Anbetung J esu durd1 die drei Weisen aus dem Morgenlande dar und befindet sid1 heute links an der Turmwand in der Kirche . Eines der kostbarsten Schmuckstücke der Stadtpfarrki rd1e ist das Sakra111entshäusd1en an der Mauer links neben dem Hochaltar. Es ist sehr alten Ursprunges und wurde in früheren Zeiten zur Aufbewahrung des Allerheiligsten benützt, da der alte Hochaltar keinen Tabernakel hatte. Dieses Kunstwerk wurde in Kapellenform geschaffen, darüber die herrlid,sten Spitzbogengiebel emporragen . Ebenso ist die gotische Pieta, ein Steinguß am Sakramentsaltar, sehr alt, und die Entstehung der künstlerisdi sehr wertvollen Nischenfigur des hl. Jakob, der hl. Dorothea und der hl. Agnes am Nordportal weist auf die erste Bauzeit zurück. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts begannen die Seelsorger mit der Anlegung von Taufbüchern. Das erste Taufbuch aus dem Jahre 1619 befindet sich neben ande ren historisch wertvollen Büd1ern im Pfarrarchiv. ln früheren Jahrhunderten gab es kein Nachschlagen, ob und wann man getauft wurde. 1698 wurde die herrliche 98 cm hohe, reich vergoldete gotisd1e Waffenberg-Monstrauze von Graf Ludwig von Waffenberg gespendet und ein paar Jahrzehnte später berichtet die Chronik von einer gründlichen Renovierung der Kirche. Manche Fenster wurden zugeWIEMl:R SHOT. WECHSELSEITIGE VERSICHERUNGSANSTALT Landesdirektion für Oberösterreich L: nz, Rainerslra~e 22, Telefon 216 27, 216 28 GESCHÄFTSSTELLE STEYR Grünmarkt 24 , Te lefon 39 60, 39 69, 29 31 A ll e Versicherungszweige 67

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