Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1967

soo ]nbrr Ein Abriß a11s der Baugeschichte von .Josef Heisinger Strprer Jß}ünffrr Von wo aus man unser Münster sehen mag, immer bietet es dem Beschauer ein Bild feierlicher, ernster Erhabenheit. Wie er dasteht, der stunnumtobte wettergraue Dom, mit seinem zum Himmel weisenden schlanken Turn1, umgeben von alten Giebelhäusern, bildet er das gewaltigste Wahrzeichen Steyrs . Gleich einem steinernen, nach den höchsten Gütern hinaufzcigenden Wegweiser ragt er empor als jubelnder Hymnus auf die Schönheit deutscher gotischer Kunst. Es soll nun Aufgabe dieser Zeilen sein, eine Schilderung über die geschichtlid1en Ereignisse unserer Stadtpfarrkird1e zu bringen, soweit sie in den Chroniken Direktor Rolleders, Jakob Kautsru und im Pfarrarruiv aufgezeichnet sind. Im Jahre 1443 beschloß der Steyrer Gemeinderat, auf Kosten der Stadt eine größere Kirrue zu erbauen . Mit der Leitung des Baues wurde Hans Puxbaum, der damalige Baumeister von Sankt Stephan in Wi en, betraut. Der Plan der Stadtpfarrkirche zeigt fast denselben Grundriß wi e der Stephansdom, eine dreischiffige Hallenkirche mit zwölf Pfeilern, die das Gewölbe tragen. Die innere Länge der Kirche mißt 55 Meter , di e äuß ere, ei11schl ießlich der Vo rhalle, welrue die Orgelbühne trägt, 6'.! Meter. Die Höhe des Mittelschiffes beträgt 2 3,70 Mete r. Das Mittelschiff hat eine Brei te von ni cht ganz 10 Metern, di e Seitenschi ffe messen je 6 , 50 Meter. Der sechsecki ge Turm ist 86 Mete1 hoch. Da der Stephansdom ei n~ Länge von 110 Metern hat, dürfte das Größenverhältnis unserer Stadtpfarrkirrue zu ihm 3 zu 5 sein. Wir finden also auru bei unserem Münster die Ei genart wi e bei anderen gotischen Kfr66 chen, daß die Turmhöhe die Länge der Kirche übertrifft. Unter der türutigen Führung des Baumeisters Hans Puxbaum machte der Bau der Stadtpfarrkirrue rasd1e Fortsruritte. Leider starb der Meister sruon im Jahre 1454 . Sein Nachfolger war naru den „Annales Styrenses " Martin Kronscham, der im Jahre 1482 wegen Untreue entlassen wurde. Den Turm zerstörte knapp vor seiner Vollendung 1479 ein Brand. Die folgenden Baumeister waren Wolfgang Tenk bis 1515 und hierauf Johann Sruwedruorer. Im Jahre 1522 war die Stadtpfarrkirche fast vollendet. Da brach am 18. März um 10 Uhr vonnittag eine verheerende Feuersbrunst in der Stadt aus, der 55 Häuser zum OpfeT fielen und die leider auru die Kirche ergriff . Es verbraQnten das Dach und die ganze Inneneinrichtung. Der westliche Teil der Kirrue ging vollständig zugrunde, nur der vo rdere östliche Teil konnte gerettet werden, welchem Umstande es zu danken ist . daß das schöne Rippennetz an der Innendecke erhalten blieb . Die Glocken schmolzen. Abt Ulrich IV. von Ga rsten streckte aber bald darauf eine bedeutende Summe vor. Aus den geschmolzenen Glocken wu rde eine größere Glocke gegossen, wah rs ch einlid1 di e Kolomaniglocke, die älter gewesen sein soll als die Agidiusglocke. Durch di e Spende des Garstner Abt '!S und einiger Steyre r Bürger konnten di e Schäden d.es Brandes teilweise wieder gutgemacht werden . Das h eu tige Hauptportal wurde ausgeführt und in di ese Zeit fällt aud1 di e Aufs tellung des prächt igen Taufsteines in der Turmkapelle.

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