Als der Krieg zu Ende ging Eine lfri 1t11 erung aii.~ dem L1iftschutzkeller - Von Jo sef !{lell Es war im Wonnemonat Mai - allerdings 1944 - als ich vom Werkschutz des Kugellagerwerkes von Steyr in unser neues „Etablissement" eingewiesen wurde, sintemalen so ziemlich das ganze ,, Kugellager" beim letzten amerikani - schen Luftangriff am Boden zerstört worden war. Damit uns dies nicht mehr passiert, verlegten wir diesen kriegswichtigen Betrieb u n t e r die Erde. Die im Weichbild d.er Stadt Linz gelegenen Weinkellereien, tief und weitverzweigt in Sandstein gegraben - also bomben - sicher - erschienen dazu ideal. Praktisch brauchte man dann nur in der Nähe einige Baracken aufstellen u. das traute Heim ;üt Luftschutz anbei war geschaffen. Auch die Tageseinteilung, nämlich 12 Stunden Arbeit plus 12 Stunden Ruhe erschien in damaliger Zeit eine glatte Rechnung, die allerdings nur aufging, wenn kein „Hoher Besuch" angemeldet war. Oftmals jedoch fiel ich nach geleisteter Nachtschicht gegen halb sieben Uhr früh ins ersehnte Etagenbett und - gegen elf klopfte schon jemand an die Tür J11eines Schlafgemaches und rief: ,,Kärnten-Steiermark/" Der kurzen Rede lan - ger Sinn : ,, Feindliche Kampfverbände im Anflug, bereits über Kärnten-Steiermark, Angriffsgefahr in Kürze zu erwarten." Und schon ging die Sirene und der Rest des Tages, somit meine Ruhe, war b. T.. Jawohl, es war eine große Zeit! Und dennoch nicht ganz ohne jenes gewisse Etwas, eine Kleinigkeit, worauf man sich täglich freut, was das Leben wieder erträglich macht - trotz Trennung von Wohnort, Frau und Kind : Unser Hobby -- pardon, damals sagte man Freizeitgestaltung/ Da wir uns sozusagen im Schatten des Linzer Freinbergsenders befanden, wurde fast jedes BelegsdiaftsMax BRANTNER BA~isc~L~~?ELSteyr, Hinterbergstraße 2 / Telefon 3418 48 mitglied von der Detektorseuche erfaßt . Für ein Packer! Tabak konnte man ein Körnchen Bleikristall oder Germanium eintandeln, für 20 Zigaretten einen Kopfhörer - und alles übrige war nur Sad, e der edlen Bastlerkunst ; nämlich aus Spulendraht, Blech- und Glimmerplättd1en, Sd1räubchen (alles Abfälle der Elektrikerwerkstatt) liebevoll zusammengefügt, ergab einen Detektor, der „wie ein Glöckerl " ging. Denn die Strahlungsdichte in Sendemähe half mächtig mit. Oder ist es nicht ein herrliches Gefühl, nach des Tages Arbeit den Polsterzipf mit dem singenden, klingenden Kopfhörer zu teilen? Zu wissen, daß zu gleicher Zeit in Steyr die Gattin unseren kleinen Volksempfänger mit einem verliebten Augenaufschlag bedachte, wenn er sein Gutenachtliedchen (wenn auch ge trennt) für uns beide sang: ,, Heimat, deine Sterne - sie strahlen mir auch am fernen Ort - was sie sagen, deut ich mir gar so gerne - als der Liebe zärtlichen Gruß und Wort ... " Sogar tief in den Eingeweiden der Erde, während der drohenden Luftangriffe, konnten wir mittels Detektor den Verlauf des künstlichen Gewitters genau ve,rfolgen: ,. Steyr ohne Angriff überflogen, Linzer Göring-Werke in der Zielgeraden", meldete der Flak-Befehlssta11d. Mit heißen Ohren (vom stundenlangen Druck des Kopfhörers) überstanden wir so manche Bombennacht, wußten genau, was draußen vorging, als das Licht erlosch, als sid1 die Kellergänge in erdbebengleichen Zuckungen wanden. Was auch geschehen sein mochte - die quälende Ungewißheit war uns erspart geblieben. Und sogar olme Lichtstrom tat es seinen Dienst - das brave, selbstgebastelte Radio. Erzeugung von Geschäftseinrichtungen, Küchen, Wohn- und Schlafzimmer, Einzelmöbel , Türen und Fenst er, Serienerzeugnisse
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