Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1967

7L ~111D ~111D IIIIL ~111D flllG 11111 IIIIE Von Paul Weil Die Straßenbaun war wieder einmal steckvoll. Als der Wagen sich einer Haltestelle näuerte, versuchte ein Herr durch den verstopften Mittelgang zum Ausgang zu gelangen. Er scheiterte an einem dicken Mann , de,· wie ein Block den weiteren Weg sperrte. Der Faurgast, der an ium vorbei wo/lte, arbeitete vergeblich mit Händen und Füßen. ,, Hallo , Sie da ", rief er endlich gereizt. ,,Zieuen Sie doch endlich fären Kuhbauch ein und steurn Sie nid1t da wie ein sturer Ha111111el, Sie sel1en doch, daß ich raus will ." „ Was denn, was denn?" sc/,,rie der Dicke zurück. ,, Haben Sie nicht schon selbst bemerkt, daß ich mich nicht rü/,,ren kann, und daß wir uier wie die SardineH aneinanderldeben? Zieuen Sie I/,,re Flossen ein und die Luft, Sie Heupferd, da11n kommen Sie schon vorbei." ,,Komr,ne ich vorbei!" echauffierte sich der andere. ,, Ich bin dod1 keine Schlange , die untel' färe111 Bauch uindurchhriecht, und ich bin aud1 kein Ziegenbock, der über fären Schweinslwpf ui11wegspringe11 l~ann. Dreuen Sie endlich Iuren Bauch zur Seite, Sie Waldesel , bevor ich grob werde." „He, da" , meldete sich eine Stimme aus dem Gedränge, ,, wir sind sd1ließlich in der Straßenbaun , meine Herr en, und nicht in der Arche Noa/,, !" (ici) Von R. H.omay ---- „Ja Bübl, wo fahrst du hin? " So fragte mich ei n altes runzeliges Bäuerlein. Ich schreckte wie aus einem Traum auf, denn ich hatte eben mit großen Augen die Bergwelt geschaut, die wildgezackten Gesäusekerle, die mit jedem Puster deT alten Lok mehr und mehr zurückblieben, während nun die waldumrauschten Höhen meiner Heimat näher und näher rückten. ,, Nach Großraming" , sagte ich, ,,heimfahren tu ich, weil Ferien sind, und Bauemarbeiten". - Er sah mich an, und weil ich ein kräftiges, geschmeidiges Bürschl war, nickte er befriedigt und meinte: ,,A wohl, wannst fleißig bist, kann man ctich schon br:a.uchen. Von wo kimmst denn nachher her? " - „Von Salzburg," erwideTte ich, ,, ich geh iQ die ·cl.rlitte !<:fasse Bürge>rschul, aber daheim bin ich in der Neustift." - ., A so", sagte er, ,,tust also studieren, auf einen Pfarrer etwa?" - ,,Nein", entgegnete ich kleinlaut, ,, ich weiß es noch nicht recht, aber ich möcht halt fast am liebsten ein Lehrer werden." - „Hm, hm, a so, nun ja, wannst eine Freud hast dazu , ist es auch recht. Freud muß man halt haben dazu, eine Freud " . - ,, 0 ia, Vetter, die hab id1 schon ganz furchtbar" , an1twortete ich etlcichtert, weil mei ne Person und meine Berufswahl bei dem Alten so fr eundlichen Anklang gefunden hatte. ,,Nächste Station Kastenreith, umsteigen nach Weyer, der Zug geht weiter bis Steyr ", rief der Schaffner. - „Ist eh wahr, - geht - denn fahrn tut der Schnaufa nicht, mit dem nehmens meine Öchslein bald auf," meinte das Bäuerlein. „Also in d' Neustift gehst aufi, U11d Bauernarbeiten willst. Recht so, BübL recht/ Man muß allerhand anpacken, wann man ein vernünftiger Mensch werden will." Meine Augen suchten die 45

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