HAI 1966 3. Ga r s t e u. Die Kriegerglocke, die ansonsten nur für Kriegstei lnehmer geläutet wird, ertönte heute auch für eine Frau. Diese Ehre wurde der Frau Martina P r a n z I erwiesen, die im 91. Lebensjahr gestorben war. Emma Pranz! war Armeeschwester im Ersten Weltkrieg und hatte u. a. in der eingeschlossenen Festung Przemisl die Verwundeten betreut. 11. S i e r n i n g. Frau Theresia W i m - m er, Sierning 126, hat heute ihr 90. · Lebensjahr vollendet. 12. K r e m m ü n s t e r. Wie nun in der Öffentlichkeit bekanntgeworden ist, wird das Benediktinerstift Kremsmünster das Hei ligtum Mariazell, vermutlich bereits ab kommenden Herbst, als Superiorat übernehmen. Damit obliegen die Seelsorgeaufgaben im Wallfahrtsort Mariazell künftighin dem Orden der Benediktiner. 13. Steyr. Nach einem langen Leiden, das er mit bewundernswerter Geduld ertragen hatte, ist Herr Rudolf M a r k t - s c h I ä g e r, Sparkassendirekior in Ruhe, im 70. Lebensjahr nach einer Lungen - embolie gestorben. Seit 1925 war er mit der Öffeutlichkeit und dem gesellschaftlichen 'tleben iu Steyr verbunden , clod1 hatte er zuletzt durch vier Jahre seine 102 Wohnung nicht mehr verlassen, so daß er gezwungen war, nur über andere Menschen Kontakt mit der Umwelt zu halten. Rnclolf Marktschläger, geboren am 2. August 1896 in Linz, war der Sohn eines Bundesbahnbediensteten. Er legte 1915 die Kriegsmatura ab, rückte am 15. März 1915 al s Einjährig-Freiwilliger zum Infanterieregiment Nr. 14 ein und wurde 1918 als Oberleutnant, mehrfach dekoriert, entlassen. Nach einem kurzen Dienst in der Ernähnmgswirtschaft kam er im Herbst 1919 als Erzieher zu Adolf Graf Ledebur und inskribierte zugleich an der juridischen Fakultät der Universität Innsbruck. Seit Dezember 1921 stand er in Diensten der OÖ. Volkskreditbank: in Linz; er gründete die Filialinstitute in Wels, in St. Florian und in Steyr. In der Folge trat er in die Sparkasse in Steyr ein; ob seiner Tüchtigkeit, die sehr bald Beachtung fand, wurde er sd1on mit 1. Jänner 1933 leitender Beamter dieses Geldinstitutes. Er widmete sich aud1 der kommunalen Tätigkeit, wurde Gemeindernt und später auch Vizebürgermeister. Er wurde als „politisch Unzuverlässiger« von seinem Posten entfernt und machte Dienst im Sparkassenrevisionsverband in Wien. Ab 1. August 1945 übernahm er als Direktor wieder die Sparkasse in Steyr, wurde nach den Wahlen 1945 Abgeordneter zum Nationalrat, dem er eine L egislaturperiode lang angehörte, und wurde aucl1 mit mannigfachen Aufgaben im Rahmen des Sparkassenverbandes und der Girozentrale betraut; so war er Präsident des oö. Sparkassenverbandes und der Girozentrale in Wien. Ferner war er viel.e Jahre hindurch Vorstandsmitglied des Preßvereines für Steyr und Umgebung. Am 1. Jänner 1957 trat er in den selbstgewählten Ruhestand. Direktor Rudolf Marktschläger war ein Mensch , d er stets auch für die Nöte und Anliegen anderer Menschen aufgeschlossen war; er hatte eine offene Hand, wenn es galt, gemeinnützige oder caritative Zwecke zn fördern. ,,Sein Leben war Güte und Arb e it für alle", sagte seine Gattin , Frau Anny geh. Würtz, mit der er 1924 in Linz di e Ehe geschlossen hatte. ,,Er hat nie Haß gekannt, obwohl ihm auch viel Unrecht geschehen ist, und hat es nie geduldet, daß in seiner Nähe über andere Menschen Schlechtes gesprochen wurde.'" Die Jahre seines Leidens hat er, ein Menscl1, dem immer Lebenskraft und Agilität zu eiµ:en waren, ohne jede Klage ertragen. Am Mittwoch, 18. Mai, vormittag, wurde er, seinem Wunsche entsprechend, in aller Stille im Friedhof in St eyr zur letzten Ruhe gebette t. Der
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