Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1966

dachte ans Fliehen, die Straßen des Ortes waren mit Wagen und Kutschen über¬ füllt. Wegen der bedrohlichen Lage versuchte Schinnerer schon hier zu erfahren, wie er es mit seiner Ladung halten solle. Aber „auß lauther forcht und zitern an einen und andtern orth“ wurden ihm keine klaren Antworten gegeben. Man bat ihn, nur die Kugeln „eulfertig nach Wienn zu liffern“. Über den Kaiser berich¬ tete Schinnerer in einem Briefe an seinen Sohn, daß jener sehr „betriebt“ anzu¬ so ehen war. „Zum glickh war der Scheibenbogen von Linz . .. alhero khomben ire Maystetten (Majestäten) und mehriste hoffstatt hinauf führte, er hat umb andere leith (Leute) wollen nach Wienn fahren“. In Linz hielt der Kaiser mit den Stän¬ den Rücksprache über die Gestellung von Truppen und reiste nach Passau weiter. Schinnerer fuhr über Tulln nach Wien, wo er am 11. Juli einlangte. Schon sah er ein „feur nach dem andtern . . . am landt aufgehen, die cavalleria stundte in der Leopoldstatt am Tabor, die infanteria und artygleria wahr noch nicht alda“ es sollten aber in den folgenden Tagen bei 13.000 Mann guter Soldaten in die Stadt kommen, erzählte man ihm. Auch die „Burgerschaft, studenten und andere junge pursch khomben baldt ins gwöhr“ (würden bald bewaffnet werden). Nach einer Wartezeit von fast zwei Tagen konnte Schinnerer mit Hilfe der Rumormei¬ ster die Kartaunenkugeln endlich abliefern. Dann ging er daran, seine in Wien befindlichen Kinder „mit den ihrigen wenigen vermögen auß dißen großen unbe¬ schreiblichen ellent“ auf seine Zillen zu bringen. Ebenso gelang es ihm, 6.000 Gul¬ den Gewerkschaftsgelder einzukassieren, weitere 6000 konnte er wegen des allge¬ meinen Tumultes nicht mehr einbringen. Türken und Tartaren streiften am 12. Juli schon in der Nähe des Stubentores. Unter größten Schwierigkeiten und mit Hilfe eines im Militärdienst stehenden Sohnes konnte zu dem bereits gemieteten noch ein türkisches Beutepferd beschafft werden. Mit diesen Rössern wurden die zwei chwer beladenen Zillen aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich bis Nußdorf ge¬ schleppt. Außer einigen Familienangehörigen befanden sich auf den Zillen dicht BAU-AKTIENGESELLSCHAFT Neoreltt arumn Büro und Lagerplatz: Ennser Straße 12, Postfach 9 Durchführung sämtlicher Hoch- u. Tiefbauten Telefon Steyr 2697 81

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