POSTKARTENVERLAG HEIMATWERBUNG ‚TERRAPHOT‘ R. ERDMANN 4523 NEUZEUGTSTEYR TELEFON: (07259) 263 Namens der Innerberger Hauptgewerkschaft begrüßte auch Sekretär Graff¬ haider den Kaiser. Unter anderem erwähnte er, daß durch die Hauptgewerkschaft „vil 1000 Seelen sich ernähren, dardurch die in die 20 Meil Weegs herumb lie¬ gende Clöster ond Herrschaften, auch dero Unterthanen“ für ihre Erzeugnisse, wie Getreide, Schmalz und andere Viktualien Absatz finden und in die Lage gesetzt werden, ihre Abgaben zu bezahlen. Der Redner berichtet auch, daß über den Landes¬ bedarf hinaus, der erzeugte Scharsachstahl nach Ungarn, Böhmen, Mähren, Schle¬ sien, England, Holland sowie in das „Heylige Römische Reich“ (Deutschland) und sogar nach „Indien“ ausgeführt wird. An anderer Stelle wurde erwähnt, daß durch die Hauptgewerkschaft über 40.000 Personen Brot fänden. Nach den verschiedenen Empfängen wurde Leopold I. vom Obersthofmeister Graf Lamberg beim Schloßeingang empfangen und in die vorbereiteten Gemächer geleitet. Die fünf Tage seiner Anwesenheit benutzte der Landesfürst, um an einer im Stadtgraben gezeigten Erprobung von Harnischen und Musketen teilzunehmen, die Rohrschmiede und Armaturwerkstätten in Vogelsang zu besichtigen sowie den vier Klöstern in Steyr und dem Garstener Kloster Besuche abzustatten. Sein be¬ sonderes Interesse erweckte eine Ausstellung von in Steyr erzeugten Schußwaffen, Handfeuerwaffen, Harnischen und anderen militärischen Ausrüstungsgegenständen, die vom Armaturenhändler Hans Ludwig Mittermayr im Hause Stadtplatz 39 des Bürgers und Zeugsempfängers Max Schinnerer gezeigt wurden. Auch an einer Hirschenjagd am Damberg nahm der Kaiser teil. Drei Nächte lang wurde die Stadt durch die aus allen Häusern aus¬ gesteckten Windlichter so erhellt, daß man, wie ein Chronist berichtet, „alles, gleich wie bey dem Tag lesen ond sehen könte“. Auch vier Trompetenchöre mit „blasen ond Heerpaucken“ ließen ihre Töne bis in die tiefe Nacht erschallen. Die Söhne der Messerer zeigten im Schloßhofe einen Schwerttanz. Während der Kaiser am 13. über Enns nach Linz zu Pferd reiste, fuhren seine Gemahlin und ihr Gefolge mit 8 Schiffen ab. Stadtmusikanten und Bewohner verabschiedeten die Kaiserin am Ennsufer.47) Da Prior, Superior und der gesamte Dominikanerorden bei Errichtung der Ehrenpforten viele Mühe und Arbeit hatten, beschloß der Rat, dem Erstgenannten 12 Taler, dem Superior 6 Taler und den übrigen Konventualen zwei Eimer Wein zu geben.48) Im April 1684 wurde im Rate geklagt, daß der Besuch des Kaisers große Kosten verursacht hatte. Die von der Hauptgewerkschaft zu entrichtenden halben Kosten waren bisher noch nicht bezahlt worden. Der Rat wollte deshalb beim Kammergrafen vorstellig werden.49) 47) LV 2, 305. 48) RP 1680, 121. 49) RP 1684, 68. 77
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2