Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1966

Seit 1850 EISENHANDLUNG Gaundtels Jöhne STEYR, KIRCHENGASSE 22, TELEFON 2972 Nach seinem Rücktritt verblieb Schinnerer weiter als „Ratssenior“ Mitglied des Inneren Rates. Als solcher nahm er letztmalig am 13. September 1690 an einer Sitzung teil.17) Am 25. Oktober des gleichen Jahres starb er im Alter von 78 Jahren und wurde unter dem Geläute aller Kirchenglocken am Taborfriedhofe zu Grabe getragen.18) Die Zeit der Amtsführung Schinnerers war eine sehr bewegte. Man lebte in ständiger Sorge, daß die in vielen Gebieten des Reiches auftretenden Infektions¬ krankheiten auch in die Stadt eingeschleppt werden könnten. Besonderen Schrecken erregte auch der Türkeneinfall des Jahres 1683, der für die Bevölkerung einer Stadt, selbst wenn diese nicht unmittelbar bedroht war, eine Beschränkung des Verkehrs, der Gewerbetätigkeit und der Handelsbeziehungen verursachte. Meistens hatte so ein Kriegszug die Vernichtung oder Minderung der Ernten, Zerstörung und Unglück im Gefolge. Wiederholt hatte der Magistrat bei den Regierungsstellen ersucht, den Ver¬ mögensstand und die Wirtschaftslage der Stadt zu prüfen und Möglichkeiten zu erwägen, wie der riesige Schuldenstand der Stadt verringert werden könnte. Eine schon im April 1678 von der Regierung in Wien eingesetzte Kommission unter dem Vorsitze des Grafen Sprinzenstein, der diesen 1683 an Graf Cavriani abgab, konnte ihre Tätigkeit „wegen anderweitiger Verhinderung“ nicht beenden. Schlie߬ lich wurden Abt Anselm von Garsten, ein gebürtiger Steyrer, und der Syndikus der oberösterreichischen landesfürstlichen Städte, Georg Buel, zu „kaiserlichen Deputierten“ ernannt.19) Diese begannen im Jahre 1687 ihre Tätigkeit mit der Einsetzung eines eigenen Rechnungskollegiums in Steyr. Den Beamten wurde unter Androhung des Verlustes ihrer Stellung aufgetragen, genaue Rechnung zu legen. Im April 1687 wurde die Kommission durch zehn Ratsherren des Inneren und Außeren Rates erweitert, die vor den genannten Kommissären ihre Ansicht in allen Belangen des Gemeindewesens kundzutun hatten. Ende Juni 1688 zeigte sich, daß die Schulden der Stadt 286.581 Gulden betrugen.20) Einige hundert¬ tausend Gulden alter Verpflichtungen aus der Beteiligung an der Hauptgewerk¬ schaft und Führung der Eisenhandelsgesellschaft waren überdies vorhanden. Diesen Schulden stand nur ein Guthaben bei der Hauptgewerkschaft aus den Jahren 1674 bis 1685 von rund 154.000 Gulden gegenüber. Im Laufe ihrer Tätigkeit 17) RP 1690, 145, 18 Matrica mortuorum II, Stadtpfarramt Steyr, S. 459. 19) RP 1687, 51; RP 1681, 178: Am 15. 9. berichtete Schinnerer dem Rate, daß seit 1671 im „Haupt=Schuldbuch“ der Stadt keine „ab= ond Zueschreibung beschehen“ weil kein Buchhalter gehalten worden, so aber „nothwendig beschehen müeße“ Man beschloß darauf, den Steueramtsschreiber und den Gegenschreiber mit der Führung der Schuldbücher zu beauftragen. 20) RP 1688, 9. 72

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