Die einstige Kapuzinerkirche in Steyr Von Franz Harrer malige Färbermeister und Ratsherr Ja¬ Im Steyrer Museum befindet sich ein kob Zettl in seiner Steyrer Chronik interessantes Bild, ein Aquarell, das schreibt, gab es nur noch achtzehn ka¬ Löw, ein einstiger Steyrer Zeichenleh tholische Bürgerfamilien in Steyr. rer, im Jahre 1837 gemalt hat. Am un¬ teren Rande des Bildes steht von seiner Der damalige Abt von Garsten, Jo¬ Hand geschrieben: „Ansicht und Abbil¬ hann Wilhelm I. (Heller), bemühte sich, dung des vormaligen Kapuzinerklosters vom protestantischen Magistrat wenig¬ in der Stadt Steyr am Porziunkula-Fest stens die Bruderhauskirche und die Spi¬ vom Jahre 1740 mit der Ansicht der talkirche für die katholischen Bewohner Pfarrkirche St. Ulrich und des Hochge zu erhalten. Es gelang ihm nicht. Wenn richtes der Herrschaft Schloß Steyr in der die Katholiken in der Pfarrkirche Got¬ Freysing“. tesdienst halten wollten, so hing das im¬ mer von dem guten Willen des Magi¬ Wir haben hier eine von Löw ange¬ strats ab, der fast zur Gänze aus Pro¬ fertigte Kopie vor uns. Das Original testanten bestand. bild, 1740 gemalt, war 1839 im Besitze Als der Burggraf Georg Freiherr von der Frau Ringhoferin, Besitzerin des En¬ Stubenberg, der Protestant war, 1614 gelshof- oder Ringhofer-Schlößls, von der von seinem Posten schied, erhielt Georg sich’s der genannte Zeichenlehrer zwecks Siegmund Freiherr von Lamberg das Anfertigung einer Kopie ausgeliehen ha¬ Burggrafenamt. Dieser war Katholik, ließ ben mag. Dem Bilde fehlt jegliche künst¬ 1616 die Burgkapelle neu herrichten lerische Bedeutung, umso wertvoller ist und stellte sie den Katholiken für ihre es aber in ortsgeschichtlicher Hinsicht. Die im Bild dargestellte Kapuzinerkir che, sowie der Galgen in der Freising, ganz rechts im Bilde, sind schon längst vom Erdboden verschwunden; sie bestan¬ den schon 1839 nicht mehr. Nur die UI¬ WIEN-KREDIT richer Kirche steht noch auf der Anhö¬ he; das hübsche alte Türmlein aber ist ANRAUFSFINANZIERUNGEN einem im Jahre 1868 erbauten neugoti¬ GESELLSCHAFT M-B-H schen Turme gewichen. Menschen in der WIENI-OPERNGASSE 6 Tracht jener Zeit und einige Kapuziner¬ REPRASENTANZ STEYR Mönche beleben als schmückendes Bei¬ GRONHARKT 24 : TEL. 34-33 werk das uns von Löw erhaltene Bild Se AN KAUFSKREDITE S der Kapuzinerkirche. für Kraftfahrzeuge, Maschinen u. Geräte Die Gründung des Klosters und der für Gewerbe, Landwirtschaft u. Haushalt, Kirche der Patres Kapuziner in Steyr Möbel usw. fällt in die Zeit, da der Protestantismus seinen Höchststand erreicht hatte. Hier¬ über erzählen uns Geschichte und Legen¬ gottesdienstlichen Handlungen zur Ver¬ den manch merkwürdige Dinge. Im letz¬ fügung. ten Viertel des sechzehnten und im er¬ Als Abt Wilhelm 1614 gestorben war, sten Viertel des siebzehnten Jahrhun¬ wählten die Garstner 1615 einen Mel¬ derts war die überwiegende Mehrheit ker Benediktiner-Mönch zum Abte, An¬ der Bewohner Steyrs protestantisch ge¬ ton II. (Spindler von Hofegg). Der war worden. Alle Kirchen der Stadt waren in energisch, gewandt und beredsam, ein den Händen der Protestanten. Michael Mann, der den protestantischen Herren Aidn, von 1595 bis 1597 Bürgermeister vom Magistrat das Leben ein wenig von Steyr, ein eifriger Protestant, war sauer machte. Er verlangte vom Magi¬ strat energisch die Schlüssel zur Bruder¬ Verwalter der Pfarrkirche. Wie der da¬ 3 65
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