Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1966

Aus einem alten Steyrer Liederbuch „Dieses Bücklein ist mir lieb, Wer es stiehlt, der ist ein Dieb, Wer mir's aber wieder bringt, Ist ein Engel, Gottes Kind!“ das Schildchen auf braunblau So steht auf dem Umschlag der „Schreib-Theke“, — marmoriertem Papier, — die sich der „Josef Schaumberger, Steyr, den 16. November 1874“ anlegte. Mit rührender Liebe und Sorgfalt schrieb er in sein Heft die alten Kripplgsangl und Hirtenlieder, die er hörte und vor dem Vergessensein bewahren wollte. Als Sohn eines Feilenhauers in der Vorstadt Aichet, Haus Nr. 504 (heute Sier¬ ninger Straße 79), am 6. Dezember 1859 geboren, erlernte er vom Vater das heute sehr seltene Gewerbe und übte es bis zu seinem Todestag, 30. Juni 1908, selbst auch aus. Mit 15 Jahren nun begann er die Aufschreibungen der Lieder, von denen einige heute noch gern gesungen werden, wie „Schau, schau, was gibts denn dort scho meh, was hat sö Neu's zuatragn!“ Dann das reizende „Auf, Buama, seids munta, erwachet vom Schlaf, treibts z'ama in d’ Hütten all Enkare Schaf!“ sowie „Los auf, liaba Hiasl, was i Dir will sagn z' Bethlehem hat si a Wunda zuatragn!“. Und weil es „zu Beth¬ lehem zwölfi gschlagn“, so „a Liachtn“ auf der Heid war, ruft der Hirt „Wir i auffi kimm auf d’ Heh, da hab i glei vanumma, an kniatiafn Schnee, am Bodn a weng heil, wann i ausrutschen tat, — jetzt zan Falln net derweil! Denn er sieht das „Kinderl in Stall“, und bringt seine Gaben: „Muaß selba arm lebn, an funklneun Pelz, is mein ganz Vermögn, drei Pfennig in da Bix, das wölln ma dem Kind gebn, — sunst ham ma ja nix!“ Köstlich schließt das Lied: „Zu meina letzten Stund, und seids ma halt behilfli, Daß i net geh z’ Grund! Seids meina gedenkt, und denkts nur grad auf, Daß i Enk mei Feitapölz gschenkt!“ Dann kommt das Kripperllied „Juhe, Stöffl, gschwind steh auf! Nimm Dei Hosn gschwind und lauf! Kimm zan Fenstal her zu mir, I han ja was z’redn mit Dir! Dann schrieb der junge Schaumberger Josef sorgsam in sein Heft die Verse vom „Blas, lieba Mann, steht auf . .. mach d’ Tür a weng auf“, und da heißt es: „Der Ochs als a Vieh, fallt vor dem Büabel nieda wohl auf seine Knie, Er hat in Kopf draht, es war schier aussakema, als wenn er’s anbetn tat! und der Ein „geistliches Weihnachtslied“ folgt dem Lied „Los auf, liaba Hiasl...“ Hiasl samt dem Jagl nimmt mit „a Lamperl, a Kitzl, an Speck und a Schmalz, an nicht fehlen Rahm und a Mundmehl, dazua drei Eier“; nachdem ein „Dreikönigssang darf, hat der Steyrer Bub schön in die „Theke das Lied von den „ganz harnisch eisen Soldaten ohne End“ in neun Strophen aufgeschrieben, und, weil ja die Mannern — Buben gern „Sternsingen“ gingen, gleich ein „Danklied“ dazu: „Beste Freunde wir auch danken, tausendfältig für die Gab, Die wir hier empfangen haben, Gott wird Euch belohnen schon, Ein gesund und langes Leben, dieses gibt Euch Gott dazu, Und wir wünschen Euch all daneben, eine angenehme Ruh! Daß sie beim Aufsagen ja nicht vergessen, es „doppelt“ zu sagen, malte der Josef stolz „repeteans Ende des Liedes! Köstlich in seiner naiven Art ist vom „Adam und dem schädlichen Apflbiß“ die Rede: „Schau, mei liaba Adam, wegn Deina is gschehn, Was hast denn um Gottwölln getan Und wannst net traut hätst der schmeichladn Eva, 50

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