Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1965

71 s) 2) 2) 3 5) 4) Margaret“ (1911) und „Stephana Schwertner“ (1912—1914).]) Natürlich leg¬ ten schon ihre Quellen eine Verlegung nach Steyr nahe, aber für die Handlung selbst gab es ja kaum eine Quelle im üblichen Sinn, wenn auch „Deutsches Recht“ an eine Sage und einen Brauch anschloß, der im Rechtsleben früherer Zeit üblich war, daß ein Verbrecher begnadigt wurde, falls ihn ein Mädchen vom Richtplatz weg zur Ehe nahm.?) Ein tschechisches Lied, das die langjährige Kammerfrau der Familie Handel zu singen pflegte, vom Sterben der schönen Tochter des reichen Mannes, deren Leichnam Räuber des Schmuckes berauben, wobei das Mädchen wieder zum Leben erwacht, und eine Kölner Sage der Richmondis von der Aducht mit der Errettung von der Todesstrafe durch Hingabe der eigenen Person bieten die Grundlagen. „Dieses Recht erinnert mich im tiefsten an den Opfertod des Herrn“ äußerte die Dichterin.*) Solcher Opfertod zur Rettung eines anderen be¬ gegnet bei Handel=Mazzetti, immer wieder umgestaltet und umgeformt, schon in Meinrad Helmperger, in „Jesse und Maria“ in der Armen Margaret“, der „Stephana Schwertner“, ja noch im 3. Teil der „Frau Maria“, so daß das Mo¬ tiv zu den Grundthemen der Dichterin gehört, wie umgekehrt die Agnes=Legende, die Jungfrau und Märtyrerin, immer wieder als Thema anklingt.“) Und wie die Reliquie der hl. Euphemia in der Michaelerkirche zu Steyr auf die Gestalt der Stephana abfärbte, ja wie schließlich, als die tote Stephana im offenen Sarg über den Steyrer Stadtplatz getragen wird, die Sonne auf ein schneeweißes totes Ge¬ sicht scheint, das ein Blumenkranz krönt, und auf eine kindliche Brust, über der Wachshände liegen und einen Blumenstrauß halten, und diese weiße Lilie war Stephana, die reinste Magd Steyrs,) ganz nach dem Bilde der heiligen Euphe¬ mia,*) so werden auch das Aschenbrödel= und Dornröschen=Märchen') wie Konrad von Marburg und die hl. Elisabeth (III, 371), ja Jakobs Werbung um Rahel (III, 413) aus der Bibel zu Leitbildern, ebenso Rosa in der Newen Welts) oder die Gemahlin des hl. Leopold, die Gründerin von Klosterneuburg, Agnes,?) ferner Agnes Bernauer (III, 135) und sogar Ferdinand von Tirol mit der schönen Welserin (III, 136). Aber da waren nun auch noch die Chroniken von Steyr. Für die „Arme Mar¬ garet“ hauptsächlich die Aufzeichnungen des Färbermeisters Jakob Zettl in Enns¬ Die Belege beziehen sich auf folgende Ausgaben: E. v. Handel=Mazzetti, Deutsches Recht und andere Gedichte, Kempten und München 1909, 3. Tausend: Deutsches Recht. Ein Volkssang aus Stadt Steyr, zum 80. Geburtstag der Dich¬ terin, Linz 1951; Die arme Margaret. Ein Volksroman aus dem alten Steyr, Kempten und München 1911, 25.—30. Tausend = A. M.; Stephana Schwertner. Ein Steyrer Roman, 1. Teil: Unter dem Richter von Steyr Kempten und Mün¬ chen 1912, 1.—11. Tausend; 2. Teil: Das Geheimnis des Königs, 1914, 1.—11. Tausend; 3. Teil: Jungfrau und Martyrin, 1914, 1.—11. Tausend = St. Schw.; — Speekmann Bernh. W., Quellen und Die Heimat meiner Kunst, 1934. Komposition der Trilogie „Stephana Schwertner", Diss. Groningen 1924; K. Vancsa. Ein groß Ding ist die Liebe. Das österreichische Wort, Stiasny¬ Bücherei 28, Graz und Wien 1958, S. 5 ff., S 97f F. Berger, Deutsches Recht, Neudruck der ursprünglichen Fassung zum 80. Ge¬ 1951, S. 38 ff. burtstag der Dichterin, Linz Berger, S. 39. Arme Margaret, S. 83; Stephana I, 214, 251, 453; II., 76, 306; III, 376, 696, 698, 699 f Stephana III, 519, 633. Vgl. F. Berger, Festschrift zum 60. Geburtstag, Katholische Schulblätter 1931, S. 47; „Österreichs Zukunft", Wien 1930, S. 265 ff. Stephana sollte ursprünglich Johanna Angermayrin heißen, wurde aber im Hinblick auf die mit dem Schwerte hingerichtete hl. Euphemia Stephana Schwertner genannt (Heimat meiner Kunst, S. 15). St. Schw. III, 378, 388, 490, 413. St. Schw. III, 153, 372, 401, 466. St. Schw. III, 247. 91

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