10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17 18) 12) 84 kirchlicher Hinsicht gehörte sie, wie schon erwähnt, zur Pfarre Sierning. Die Burg¬ kapelle soll sich, wie F. Berndt annimmt, im ersten Stock des Südwesttraktes be¬ funden haben. Die erste urkundliche Erwähnung des Bürgerspitals erfolgt anläßlich einer Stiftung. Um 1180 überließ Wezilo de styre ein Haus den Johannitern,' die damals das Spital betreuten.) Am linken Ufer der Steyr soll um diese Zeit in der Nähe der Brücke eine Mühle bestanden haben.!) Schon durch das Lateranense III. (1179) wurde die Errichtung von Kirchen bei Spitälern be¬ sonders empfohlen.*) Wenn sich nun sonderbarerweise bis um 1300 keine Quellen finden, die über das Bürgerspital in Steyr berichten, so wäre doch der Bestand einer schlichten, mit Holzdecke und Säulenabstützung ausgestatteten Spitalskapelle, die vielleicht auch profanen Zwecken diente,) nicht ganz von der Hand zu weisen. Die gegenwärtig noch im Bürgerspital befindliche Gmoastubn“““) die Zwei¬ schiffigkeit der ehemaligen Spitalskirche (Vorstadtpfarrhof) und der Vorhalle (Eingangshalle) würden auf eine Holzausstattung hindeuten.*) Da nach V. Preuenhueber schon zur Zeit der Otakare Steyr „eine ziemliche Stadt“ war, in der wahrscheinlich als Baumaterial für größere Gebäude nicht mehr ausschlie߬ lich Holz verwendet wurde, wäre es möglich, daß die Kapelle bereits im 13. Jahr¬ hundert an der Stelle der heutigen Eingangshalle als Steinbau (mit Holzdecke) aufgeführt wurde. Das Vorhandensein eines Chorturmes läßt sich nicht nach¬ weisen. Man ist zwar versucht, auf die Lage des Turmes der gotischen Spitals¬ kirche hinzuweisen und die ähnlich gestaltete romanische Bürgerspitalskirche in Enns!?) sowie die einem solchen Typus angehörenden Gotteshäuser in der zu Steyr in engster Beziehung stehenden Steiermarkts) zum Vergleich heranzuziehen. Aber diese Beispiele sind nicht beweiskräftig und erklären nicht den ursprünglichen Bauzustand. Die früher herrschende Ansicht,) die Eingangshalle in ihrer gegenwärtigen Gestalt stamme aus der romanischen Zeit, wird heute von den Kunsthistorikern ab¬ gelehnt. Die nach den unruhigen Zeitläufen des 13. Jahrhunderts notwendige¬ 8) F. Berndt, Auf den Spuren der Steyrer Burgkapelle. Zum Feierabend. Beilage der Steyrer Zeitung v. 25. Juli 1957. Der Johanniterorden entfaltete seine Tätigkeit in der Zeit der Kreuzzüge und widmete sich u. a. der Beherbergung u. Pflege der Jerusalempilger. Die durch die Kreuzfahrer hergestellten Beziehungen Österreichs zu Palästina hatten zur Folge daß die Johanniter schon vor 1156 in den Besitz von Mailberg (N.=O.) gelangten und später Besitzungen in der Steiermark, in Kärnten u. Vorarlberg erwerben konnten. Th. Tupetz, Allg. u. österr. Geschichte (1912), S.227 f. Mayer¬ Kaindl—H. Pirchegger, Geschichte u. Kulturleben Österreichs, Bd. 1 (1958), S. 248. M. Vancsa, a. a. O., S. 331. Codex Traditionum Monasterii Garstensis/CLXXXIX, abgedr. O.=Ö. Urkunden¬ buch, Bd. 1(1852), S 179. A. Rolleder, Heimatkunde von Steyr (1894), S. 186. J. Lenzenweger, Die Entwicklung des Pfarrnetzes der Benediktinerabtei Garsten. (Unter besonderer Berücksichtigung der Stadtpfarre Steyr). Theolog. Dissertation Wien (1939), Maschinschrift, S 245. Geistlichen u. weltlichen Zwecken diente auch ursprünglich die Georgskapelle in Wien. W. Buchowiecki, Die gotischen Kirchen Österreichs (1952), S. 19. Die „Gmoastubn“ ist ein Gemeinschaftsraum, dessen Holzdecke zwei Holzsäulen stützen. K. R. Donin, Weg u. Entwicklung der gotischen Baukunst in Niederösterreich. Festschrift R. K. Donin (1951), S. 168. — W. Buchowiecki, a. a. O., S. 44 f. V. Preuenhueber, a. a. O., S. 13. Baldaß, Buchowiecki Mrazek, Romanische Kunst in Österreich (1962), S. 12. Bruck a. d. M., Edelschrott, Fohnsdorf, Gaal, Niederwölz, St. Georgen ob Juden¬ burg u. a. Baldaß, Buchowiecki, Mrazek, a. a. O., S. 12. H. Riewel, Das Bürgerspital in Steyr. Mitteilungen d. Central=Commission (1868).
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