Bellerini bekommt sein Geld zurück Heitere Kriminalgeschichte von . Ludwig Stahl Der Mann stand im Dunkel der Alleebäume. Bellerini mußte nun bald kommen . Bellerini war ein pünktlicher Mann. Das hatte er herausgefunden. Er machte es einem leicht. Ein leichtes Lächeln glitt iiber das Gesicht des Mannes. Die Nacht war herrlich finster, die Wolken hingen tief und die wenigen Straßenlaternen in diesem Viertel blickten verschlafen und trii'be vor sich hin. Da! langsame Schritte kamen näher. Der Mann sah nach der Uhr ; das mußte er sein! Bellerini fuhr aus seinen Gedanken hoch. ,, Guten A . . . !! Der Rest des Gegengrußes blieb ihm in der Kehle stecken. Das runde häßliche Loch einer Pistole sah ihn an. , „Ich habe Sie hoffentlich nicht zu sehr erschreckt; es täte mir leid", ließ sich eine Stimme im Dunkel hinter der Pistole vemehmen. ,, Ich möchte Sie nur herzlich um Ihre Brieftasche bitten, mein Herr." Man spürte förmlich, wie der Mann dabei freundlich lächelte. rDaJ h.id dn 'Jua.ten. Ein Hase sitzt unter einem Straud1e und weint: „Ich bin der Allerschwächste, id1 bin der Allerfeigste auf der ganzen Gotteswelt! Vor allem fürchte idi midi, vor allem ersdirecke ich ... Fliegt ein Vöglein vorüber, fürchte idi 1nidi. Läuft ein Mäusdien vorbei, fahre idi auf. Da ist nidits zu madien! - Ich werde midi ertränken!" Er kam zum Flusse, sprang von einem Steinchen auf das andere, um zu sehen, von welcheT Stelle es bequemer sei, sidi in das Wasser zu stürzen. Da erblickten ihn die Frösdie. Hops! - und ·ins Wasser. „Oho" , denkt der Hase bei sidi, ,,ich werde mit ~111 Ertränken noch warten. Es gibt also auf der Welt auch Tiere, die mid1 fürditen! " (Aus dem Russischen) Bellerini gab sie ihm. Sie enthielt nidit viel. „Der Herr belieben zu sdierzen! - ich meine - ist das alles?" Der Fremde sdiien etwas enttäuscht zu sein. ,, Leider ja", sagte Bellerini mit bekümmerter Miene. Der Mann gab die leere Tasche zurück. Seine Stimme hatte etwas von ihrer Verbindlichkeit verloren. ,.Sie werden die Güte haben, hier stehen zu 'bleiben", kam es aus dem Dunkel. ,, bis idi dort unten an der nädisten Laterne bin. Und bitte, stören Sie nicht die Nachtruhe Ihrer Mitbürger/" Rein zufällig, so sdiien es, sdiwebte dabei die Waffe unter Bellerinis Nase. Bellerini stand und sah den Fremden an der Kreuzung abbiegen. Unwillkürlich mußte er lädieln. Eine Art hatte der Mann, direkt höflich! Höflidi? . .. Bellerini durdifuhr ein Gedanke ! Das mußte der „Baron" sein, wie man ihn wegen seiner höflichen Art seinen Opfern gegenüber nannte! Katzengleidi husdite Bellerini hinter ihm drein und fand gerade nodi in einem Heckendurdilaß ein Versteck. Keine fünf Sdiritte vor ihm stand der Mann, rief einen anderen an, wediselte ein paar hastige Worte mit ihm und sdion waren sie in versdiiedenen Riditungen auseinanr dergegangen. Die Nadit' hatte sie versdilungen. Da kam Bellerini eine Idee. Es waren von hier nur einige Sdiritte zu seiner Wohnung. * Der „Baron" saß mit einem Freund in einem Lokal bei einem Glas Wein. Ein älterer, gepflegter Herr trat an den Tisdi. Ob es gestattet sei? Es waren keine Tisdie mehr frei. Man gestattete. Der neue Gast wurde gemustert. Er sah, wie gesagt, gepflegt aus; dodi schienen er und sein Anzug bessere Tage gesehen zu ha'ben. Man kam ins Gesprädi, unterhielt sidi blendend und ein Weilchen 69
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