Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1965

mee zu erlernen , das ihm, als er acht Jahre alt war, ein Schiffmann beibrachte. Die Fischergasse führt so schön abwärts und es ließ sich dort so gut schlitteln - wie man damals sagte - und einmal war der Schwung eben zu groß und der Kleine fuh r mit seinem Schlitten über die Böschung z.ur Enns hinunter und ü'ber den Eisrand in das tiefe Wa sser hin.ein. Er schwamm ganz allein ohne fremde Hilfe wieder heraus. Matthias Reder sand te seinen 14jährigen Sohn als kaufmännischen Lehrling in eine Ho.lzhandlung nad, Floridsdorf. D(,rt erlebte er im Winter 1840 den grcßen Eisstoß , der alle Straßen- und Eisenbahnbrücken zwischen Wien und Floridsdorf zerstörte. Die Donau war in jenen Jahren noch nicht reguliert, sondern floß , in mehrere Arme geteilt, zvn schen Inseln , die durch Holzbrücken verbunden waren , nad1 Osten. lm Jahre 1841 kam Josef Reder bei ei nem Besud1 in Steyr ge rade zu einem Seine Welt ist der Bergbauernhof 46 Hochwasser zurecht. Zwei Flößer und er wollten mit Hilfe einer Zille herabsd1wimmende Baumstämme auffangen. ln ihrem Eifer übersahen sie, daß sie stark abgetrieben wurden. Plötzlich stießen sie auf den „Stiglitz-Stein", auf den sich wohl nur mehr wenige Steyrer erinnern dürften; die Zille wurde umgeworfen und alle drei stürzten in die hod1gehende Enns. Die beiden Brüder Stiglitz waren glücklimerweise mit einer Zille in der Nähe , fuhren ihnen nach und fischten einen nach dem andern aus dem Wasser. Nach beendeter Lehrzeit kehi-te mein Großvater nach Hause zurück und arbeitete eifrigst im Geschäft seines Vaters mit. Bei seinem Interesse an allem, was mit dem Wasserfuhrwerk zusammenhing, war er immer auf der Enns und der Donau zu finden. Mit 18 Jahren erwarb er das Naufiihrer-Patent und führte von da an selbständig Flöße nam Wien. Da bot sich ihm bald die Gelegenheit, Leute aus Wassernot zu retten. Er mußte gegenüber der Ortsmafr Gschwendtendorf im Tullnerfeld „windfeiem". Wenn die durch einen stürmischen Ostwind aufge- ,,,orfenen Wellen die Fahrt eines Floßes so behinderten, daß das Floß mehr oder weniger unlenkbar wurde, mußte an geeigneter Stelle gelandet und solange „gefeiert" werden, bis sich der Wind wiederum legte. Da kam nun ein kleines, mit Obst beladenes Sd1iff gefahren , dessen Insassen, zwei Mädmen und zwei Mä1111er, jämmerlich um Hilfe riefen, weil das Boot durm den hohen Wellengang fast vollgeschlagen war. Von den Flößern getraute sich keiner der hohen Wellen wegen mitzufahren. Also fuhr Josef Reder rasd, entsmlos- , en allein zum Boot hin und ließ zuerst die Mädchen übersteigen. Er bramte sfo an Land und fuhr sogleich der Obstz.ille wieder nach, di e er glücklicherweise im letzten Moment, bevor sie vollsd1lucr, erreichen und aud, noch die 1 beiden Männer retten konnte. Im Jahr darauf rettete er ein Mädchen, das beim Wäschesmwemmen oberhalb des Rathauses in die Enns gestürzt war, bei der Ennsbri.icke aus den Fluten und hat sie - wie er sich ausdrückte - ,. nochmals zum Leben gebrad1t".

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