geformten Ohren und ließ die gefährlid1 spitzen Zähne eine eindeutige Sprache reden . Dod1'. als ihm Vater ganz nahe war, warf sich das Ti er mit einem Satz herum und lief mit tappend wei - chem Gang davon. Ein paarmal äugte es noch zurück, bevor es in den Büschen Richtung Schlüsselhof verschwand. Gebannt starrte ihm Va.ter nach. Dieser Gang, diese buschige Rute - das war kein Hund - das war ein Wolf. Aber wie käme dieses wilde Tier in die friedvolle Nähe unserer Gegend, überlegte Vater sinnend, das konnte doch nicht sein! War es aus· einer Tierschau entwichen, oder irgendwo von seinen Artgenossen getrennt und versprengt worden? Etwas au_s seiner gewohnten Ruhe gebradit, madite sidi Vater auf die Sudie nach Exkrementen des eigenartigen Tieres, um seü1e Vermutungen an Hand ihres Aussehens bestätigt zu finden .. Bald hatte er · gefunden, was er gesudit, und erkannte aus ihnen, daß hier kein gewöhnlidier Hund am Werk gewesen war. Das war nun keine leidit zu nehmende Sadie, denn was so ein Kerl, einmal hungrig geworden, alles an Sdiaden anriditen konnte, war leidit auszudenken. Nad1denklidi eilte Vater der Stadt zu, um seine Beobaditungen zu melden. Lädie-lnd hörte ein Wadimann seinen Beridit an. ,,Soll das nun ein verspäteter Fasdiingssdierz oder ein verfrühter Aprilwitz sein, was Sie mir da auftisdien? ", meinte der Polizist ungläubig. ,,Da haben Sie ganz sidier einen biederen Haushund bei einem kleinen Ausflug gesehen - nein, nein, da ist nur Ihre Ph::.ntasie mit Ihnen durdigebrannt" , spöttelte er nodi gutmütig grinsend und Vater wal' damit entlassen. „Na, der würde sdiauen, wenn ihm das liebe Hunderl an der Gurgel säße", murmelte Vater verdrossen über das Mißtrauen. Noch am selben Tag erzählte er sein Edebnis drei jungen unternehmungslustigen Bursdien unseres Bekanntenkreises , die sofort gemeinsam die Streife nadi dem Wolf aufnahmen. Wirklich sichteten sie das Tier nodi in der Au und verfolgten es durch die ganze Lauberleite,' bis in die Staninger Wälder, wo es dann versdiwand. Audi diese Bursdien waren fest davon überzeugt, daß man. es mit einem Wolf zu tun gehabt hatte. Dann wurde es· einiget Tage still um das geheimnisvolle Tier, bis .mit einem Mal die Zeitungen über den Absdrnß eines Wolfes Kunde ga'ben, der in den Ennser Auen von Fräulein Frieda Bohuslav, genannt die „Jaga Fritzl ", erlegt wurde. Erfahrene Zoologen hatten die Editheit des Wolfes bestätigt . Nun wandte sidi mein! Vater sdiriftlich an die „Jaga Fritzl ", um zu erkunden, ob der von ihr erlegte Wolf mi.t den von ihm gesiditeten identisdi sei. Umgehend kam dann ein Foto, das ein bildsauberes Dirndl in Jägertradit zeigte, zugleidi mit dem von ihr erlegten seltenen, Wild. Der Wolf befand sich um diese Zeit bereits in Linz, wo er ausgest9pft werden sollte. Da der damalige Landespräparator Vaters Bruder war, standen einer Besiditigun.g des Wolfes keine Sdiwierigkeiten im Wege. Fast sofort erkannte Vater das Tier aus der Schlüsselhofau. Später lernten wir die sdiöne Jägerin persönlidi kennen, die ob ihrer Kühnheit• überall bestaunt wurde. Der Wolf dürfte, laut Gutaditen berufener Kreise, aus den, jugoslawisdien Wäldern zugewandert und meist nach den Flüssen marsdiierend bis in unsere Gegend vorgedrungen sein , wo ihn sein Schicksal ereilte. 2x FOTOHAUS THEM 40 STEYR, Bahnhofstraße 7, Telefon 2 81 05 FIiiaie: Münlchholz, Klarstraße 3, Tel. 2 84 55
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