Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1965

gute Breitmeierin mit Hilfe eines Modejournales, das um die Jahrhundertwende erschienen war, denn entsprechend aus . Schade, daß Schürtiegels nicht gerade die Treppe herunterkamen, als Julius Breitmeier im Torerostaat und seine Carmen mit klimpernden Ohrgehängen und rauschendem Seidenrock die Wohnung verließen. Ja, sie waren sehr kleinlaut geworden, die Obermieter. Schürtiegels Betrieb hatte sich, wie man hörte, auf Kurzarbeit umstellen müssen, und mit Frau Schürstiegels Gesundheit schien es auch nicht recht zu klappen. Zweimal schon hatte das Doktor-Auto unten vor dem Haus gehalten. Aber das sollte Breitmeiers heute nicht stören. Wie man sich bettet, so liegt man, sagte Frau Kraut immer, und die Bre:itmeiersche Carmen wiederholte es in Gedanken, während sie die Glastüre abschlossen, um nidlt gar so spät im „ Wilden Mann" zu sein. Mußte sich nun gerade in diesem Augenblick der Schürtiegel übers Geländer beugen und etwas herunterflüstern von Dcktorholen, und seiner Frau ginge es gar nicht gut. Frau Carmen warf ihre Mantilla zurück und wollte eben mit spanischer Grandezza nach oben hin kräftig Bescheid geben, daß sie momenta!l. dringend verhindert seien, als der gutmütige Don Josef - oder so ähnlich hieß er ja heute - schon quer über die Straße zum Doktor sauste. Die alte Haushälterin des Arztes wollte erst gar nicht aufmachen . Mit so ernsten: Dingen treibe man keinen Fast - nachtscherz, mein te sie, aber der Breitmeier, ibeherzt und kühn wie ein. echter Torero, klemmte gerade noch seinen Dei;:en zwischen die Tür, ehe sie ihm vo1'." der Nase zugeworfen wurde. U11d als er mit dem brummenden Doktor die Treppen zu Schürtiegels heraufgejapst kam, hatte seine Ca rmen eben eine mäd1tige Bütte Wass e:r auf dem Herd zum Kochen gebracht, während die arnie Schürtiegeln in ihrem Bette leise wimmerte. Das war wirklid1 eine sonderbare Fastnacht, an die sie sich noch viele Jahre lang erinnerten. In den. ,, Wilden Mann" kamen Bre:itmeiers zwar nicht, doch fiel ihnen das einstweilen gar nicht auf. denn sie hatten anderes zu tun . Der Doktor kommandierte bloß immer: ,,Heißes Wasser! Ein frisches Tuch! So, je_tzt ?,eben Sie mir mal die Binde vom T1sch. Wie das Mädelchen nun heißen soll - te, fragte der Doktor, noch ehe er ging. Seinetwegen könnten sie es sich ja noch überlegen, aber er persönlich halte, zumal bei Siebenmonatskindern, nicht viel von der neumodischen Art, mit der Taufe wochenlang zu warten. ,, Vielleicht Cannen", meinte Schürtiegel, den der Schalk schon wieder zwickte, mit einem scheinheilig-ernsten Blick auf Frau Breitmeier, aber da kam er bei der Senonl/ schlecht an. Sie schüttelte den Kopf, daß die blechernen Ohrgehänge nur so 1 bimmelten und nieinte, indem sie die Mantilla unter den Arm nahm, er wisse wohl gar nicht, daß inzwischen aus Faschingsdienstag wieder mal Aschermittwoch geworden sei, und er wolle seiner Tochter doch nicht lebenslang einen Namen aufhängen, der nur für den Rumsbums der Fastnachtstage eine kurze Weile glitzern und glä11Zen dürfe. Also, wenn sie nun schon einmal gefragt sei, und wenn. man die alte Spinnefeindschaft endgültig wieder in eine gute Nad1barschaft verwandeln wolle, so werde es sie von Herzen freuen, wenn sie dem Schürtiegel-Kind ihren g11ten alten Namen Elisabeth in di~ Wiege legen dürfe, und auf einen reid1lichen Namenstagstaler solle in künftigen Jahren a.uch nicht vergessen werden. Und überdies, was der Doktor denn gegen die Siebenmonatskinder ha-· be. sie selber sei auch eines gewesen, und ob er etwa mit ihrer Statur und ih- (en Fähigkeiten nid1.t zufrieden sei? Sie sprach' s und entfernte sich, während alle lachen mußten, mit einer spanischen Verbeugung, die sich sehen lassen kennte. Sporthaus 6EYER Fachgeschäft für alle Sporlarlen und Camp ing-Ausrüstung Fechberatung durch staatlichen Sportlehrer Steyr, GrDnmarkt 18, Telefon 3095 34

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