Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1965

einer der schönsten jungen Männer, aber er war, ebenso wie der Müller, noch ein Heide. Als der Müller seiner Tod1ter -den Freier bekanntgab, den er für sie bestimmt hatte mit dem Wunsd1e, daß :sie ihn heiraten möge, lehnte sie entsdüeden ab und bat ihren Vater, die - sen ni<llt zum Manne nehmen zu müssen, den sie sei, was der Vater ihr verzeihen möge, Christin geworden und könne keinen Heiden, sondern nur einen Christen, sofern ihr einer gefiele, zum Manne nehmen. Das Erstaunen des Vaters über den von seiner To<llter ohne sein Wissen begangenen Übertritt zum Christentum und ihre Weigerung, den ihr vorges<lllagenen jungen Mann zu heiraten, versetzte den Vater in maßlose Wut. Er forderte die von den Göttern abtrünnig Gewordene auf, von dem Christengotte zu lassen und wie er wieder den Göttern zu opfern, was sie aber a'blehnte. Sprühend vor Zorn über die Halsstarrigkeit seiner To<llter, ergriff er ein gerade zur Hand liegendes Beil, um sie zu töten; denn er wollte sie lieber tot als von dem alten Glauben abgefallen wissen. Furchtbar erschrocken über das Beil in der Hand ihres Vaters und von der Todesangst getrieben, floh sie aus dem Hause, lief den Steilhang hinan und fort auf dem Sträßlein, das hinauf zur Anhöhe führte. Der Vater aber raste voll Wut in wilder Hetzjagd mit dem Beil in der Hand hinter ihr her. Das Mädmen, in Todesangst am ganzen Körper zitternd, mit aufgelösten Haaren, die im Winde flatterten, die Augen hilfesumend in die Feme geri<lltet, lief keumend auf der Straße fort. Als es schon am Ende seiner Kraft war und jeden Augenblick hinzustürzen drohte, holte es der Vater ein, hob das schwere Be.il ho<ll auf und führte einen wud1tigen Schlag auf das Haupt des Mädchens , daß es auf die Erde hinstürzte und sein Leben aushauchte. Dur<ll die ungeheure Aufregung über diese entsetzensvolle Tat vom Herzs<lllag getroffen, 'bra<ll au<ll der Vater zusammen und fiel neben seine Toroter hin. Das s<llöne Mädroen ist mit dem Tod um ihr junges Leben gelaufen, Sieger 150 geblieben aber ist der Tod. Der unvorstellbare religiöse Haß, der ni<llt einen Funken von Liebe erkennen ließ, hat aum dem Vater das Leben gekostet. Das Volk ließ zur Sühne für diesen Mord an der Stelle dieses grausigen Ges<llehens eine Kapelle erri<llten; diese ist aber längst den Weg alles Irdis<llen gegangen. Geblieben ist aber e.ine uralte Sage, die fortdauernd, sim um die heutige Nepomuk-Kapelle rankt. Von Peter W a 1 d Klein-Mi<llael hatte wieder einmal etwas ausgefressen. Klein-Mi<llael war ebe,n ein ri<lltiger Junge. Aber Strafe muß sein und so wurde Klein-Mimael ül:ers Knie gelegt. Das Verhängnis smien unaufhalt'- sam. Im letzten Augenblick jammerte Klein-Mi<llael: ,,Nur eine Frage noch, Vati!" ,,Was willst du denn wissen?" forschte der erzürnte und schlagbereite Erzeuger. ,,Etwas ganz wichtiges. Hat dein Vati dich auch geschlagen?" „Natürli<ll hat er das. Immer, wenn im es verdient hatte, setzte es eine Tra<llt Prügel ab." ,, Und wie war es mit deinem Großvater? Hat der deinen Vater aum smon verhauen?" ,,Das nehme ich stark an. Gelegentlich wird es au<ll da ein paar Schläge gegeben haben." „Wenn das so ist ", meinte daraufhin Klein-Mimael, ,,dann sollten wir 'beide dom mal ernsthaft überlegen, ob wir nimt endlich mit diesem ererbten Schlägertum Smluß machen sollten." (ici) Bei sdtwerem Gewitter krodten zwei Hüter;ungeH unter eine Getreidehocke. Wieder zuckte ein greller Blitz und hadtte der Donne1· . Als sielt die Jungens vom ersten Sdtreck erholt hatten, meinte der eine: ,,Man kommt einfach nidtt um die Angst, im Sommer die Gewitter, im Winter die Sdtule !" (ici )

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