Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1965

f r i e d trat ans Red•nerpult, bewegt und e rgriffen wie a ll e im Saale, und dankte den Rednern für diese erhebende Stunde. Sie führte das, was Dr. Paumgartner in seelischen Bereichen belassen hatte, in das "\'\,'eltges chehen hinaus, und sie tat das mit so viel fraulicher Wärme, daß den Anwesenden die Tränen nahe waren. Ein Orgelpostludium, wieder gespielt von Dr. Helmut Müllner, entli eß di e hochgestimmt en Gäste. Aber was besagen a ll e diese ein zelnen Namen bei ein em F este, an dessen Vorbereitu'Dg und' Dnrchführung viele Hände rege waren und j ed e r einzelne der nnmittelhar Beteili gt en sein Bestes gah! Fallen in diesem Berichte einzeln e Namen, so sind damit im Grunde alle gemeint, di e mithalfen, di ese Feier zu ge - s talten und Zll bereiten. Vo r allem jede r der Musiker, die sich diesmal ein e r überans belas tenden und aufr eibend en Probenarbeit unterzi ehen mußten. Aber d ie- _ses hingebende Studium hat sich gelohnt, wie sich beim a b e n d I i c h e n F e s t - k o" z e r t e1·wies. Man erkannte da s Musi kve r einso rcheste r ja kaum noch! Die Lis in die k leins te mu sikalische Phrase hinein ausgefeilte Dynamik, der homogene, reine und zarte K lang d e r Blä ser, da s hauchfein e Pianiss imo der Streich er , di e herrlich aufgebauten St eigerungen, das niemals roh wirkende Forti ssimo hei den Tuttistellen, das e lastisch den klaren Anw eisungen des Dirigenten sich fügende Zusammenspiel: a ll das war r eife Frucht eine r bewnnd e r-n s.wert selbs tlosen und andauernden Probena rbeit. - Das K o n - z er t pro gram m war ausschli eßlich Werken Beethovens gewidmet, jenem Meis t er , der vo ll ende te kla ssi sche Form mit persönlich.e r Aussage und allgemeinmens chlichen Ideen zu nahtloser Einheit zu fü gen wußte. Die Ouvertüre zu „Egrnont" , zwei Lieder des Klärehen aus diesem Tra uer sp ie l Goethes, das berühmt e, nie wi eder übe rtroffen e Violinkonzert 1md die V. Symphonie, di e sogen annt e .. Schi<:ksalssymphonie" alles wohlbekannte 1rnd oft gehö rt e \Verk e di eses T ondi chte rs, di.e aber imme r wiedel· ge - hört werden können , wei l sie eben a ls unüberbie tbare kün s tl e ri sch e Schöpfungen so jnng bleiben wi e am ersten Tag. Es ist müßig, über di e Güte der Darbi et ung der Li ed er du rch lrmgard Seefried, di e übri gen s zufolge einer Erkältung leicht indisponi ert war, d es Vio li,okonzertes durch Wolfgang Schneiderhan sich zu verbreiten. Beide Künstler gehören ja längst zur internationalen Spi~zengruppe, und wie hoch sie selbst in der Abgeschiedenheit unserer Stadt eingeschätzt werden, zeigte ja die Jagd nach Konzertkarten und die tiefe Verstimmung weiter musikinteress ierter Kreise, denen es nicht gelang, sich Plätze in dem ja i=erhin 900 Sitze fassenden Konz erts aal zu sichern. Das ist nun wohl eine besondere Auszeichnung für di e beiden mitwirkenden Künstler, ob es abe r auch eine solche für das Publikum selbst ist , das heutzutage nur zu ge rn Musik höchster Art mit einem gesell schaftlichen Ereignis verwechselt? Drängt sich nicht die Frage auf: wo sind denn all die Vielen, die diesmal den Theatersaal wohl zwe imal gefüllt hätten, wenn ein Konzert s tattfindet, an dem k eine Seefried und k ein Schneiderhan mitwirkt? Wie im Sport scheint sich auch im Kultur lehen der Hang zur Sen sation imme r mehr auszubreiten, und unsere zeitgemäßen Nachrichtenmittel sorgen re ichlich für e ine Entwicklung in diese Richtung . Dabei geht es so großen Künstle rn wie Seefried und Schneiderhan gar niclit mn Sen sa tion. Es geht ihnen um höchs te Knust, gleichviel, wo sie geboten oder empfangen werden will. Das haben sie ja durch ihre Teilnahme b ewiesen. Ehe die Werk e Beethovens erklangen, hörte man eine sehr gefällige Bläser-Intrada spätromantis cher Herkunft von Prof. Aloi s Brandstätter, Steyr, und die Rezitation des schon erwähnten Gedichtes von Ve ronika HandlgruberR o t h 10 a y er durch Ferdinand Lack - n e r, dessen ansdruckss tarker Vortrag den erstr ebten Ton der Dichtung genau traf. '\Venn noch gesagt werden darf, daß sich de r Meist e rgeiger des ihn begleitenden O1·cl1es ters nicht zu schämen brauchte, daß es sein em Spiele ein würdiger Partner wa1·, so b edeutet da,s an sich ein hohes Lob. Der darauffolgende Tag war sakrale r Musik gewidmet. Am Vormittag erklang in der Mi c h a e I er k i r c h e Franz Schube rts G-Dur-Messe, ein J ngendwerk von hohem R eiz insbesonclers im Benedictus und Agnus Dei. Leider konnte der das Werk einstudierende Chorregent Emmo Die m, cler auch das Proprium zum 1. Adventsonntag beigetragen hatte, wegen plötzlicher schwerer Erkrankung cli e Aufführung de r Messe nicht selbst leiten; e r mußte das Prof. B r a n d s t ä t t e r überlassen. Gertrude Schulz, Michael Siegharts le itne r nnd Alfr ed Neubauer er freuten sich als So listen rniL ihren herrlichen Stimmen . Den Chor bild eten di e Kirchenchöre von Steyr und de r MGV „Sänge rlust". - Am Nachmittag fand in der S t a d t p f a r r k i r ehe PLO eind rucksvolles O r g e I k o n z er t s tatt, da s de r bekannte Linzer Organist Dr. Helmut M ü 11 u er bot. Es begann mit Bruckuers einzigem größeren Orgel113

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2