ehe sie ganz in Vergessenheit geraten. Sie sind nicht nur Modelle für Nebenfiguren, wie solche Handel=Mazzetti mehrfach verwandte,') sondern werden wie selbst¬ verständlich eingefügt. So schiebt bei der Aufführung des Spieles „Von den Ständen“ des Prädikanten Mauritius der neue Lehrer am Steyrer Gymnasium Augustinus Riener eine ganz neue Szene ein, „ein großer Dichter vor dem Herrn auf Deutsch und Latein".*7) August Riener (1867 bis 1915) war Strafhauslehrer in Garsten und schrieb unter anderem zwei Theaterstücke: „Der Schelm von Bergen“ und „Die Himmelspförtnerin“, die beide in Steyr aufgeführt wurden.s) Der Organist Kirchperger Johann (II. 200) erinnert an eine bekannte Steyrer Per¬ sönlichkeit. Pfefferl, ein reicher Patrizier von Steyr (III, 27; I, 240i)st der Namensvetter eines bekannten Steyrer Bürgers. Der Schneider Vögerl (I, 275, 277; III, 34) war wirklich Schneidermeister und hatte seine Werkstatt in den Sparkassahäusern hinter dem Werndldenkmal. Der Fleischhauer am Neutor (I, 240) bestand auch zur Zeit Handel=Mazzettis noch (Derflinger). Der Name des reichen Patriziers Adler lebte in einer Familie in der Berggasse weiter.**) Das Amort¬ haus, einem reichen Eisenhändler gehörig (Stadtplatz 14) zählt zu den schönsten des Platzes. Der Tischlermeister und Gärtner Jaunisch, der seinen wohlgepflegten und genutzten Garten in der Neuschönau besaß, wird zum Schloßgärtner erhoben (I, 272), Julius Gschaider, Bürgermeister von Steyr, wird zum protestantischen Viertelmeister von Steyrdorf gemacht (III, 521, 535), während der Mesner Auinger von der Vorstadtpfarre Mesner bleibt (I, 292). Der Zuckerbäcker Kollmann in der Enge Gasse wird zum Stadtschreiber befördert (I, 314), und manche Namen wie Fürthaller, Kranzmayr (I, 381, 31) sind der Zeitgenossenschaft ebenso verdächtig wie Kammerhofer ihrer überwiesen ist. Strobl (I, 31) hieß ein Stadtpfarrer und Kanonikus von Steyr, Fux (I, 31) ein Beamter. Doch können manche dieser Namen auch wirklich historisch sein. So war ein Basilius Kammerhofer Prediger von Aflenz in der Steiermark.*) Jeden¬ falls hat Handel=Mazzetti Namen von Personen ihrer Zeit und Umgebung benützt, ihre Träger teils mit ihren wirklichen Berufen verwertet, teils sie in andere überführt. Ihr machte das ein besonderes Vergnügen, sich solch kleine Scherze zu erlauben. Man findet auch in ihren anderen Romanen dafür Belege. Nur noch einige Beispiele. Nothaft (St. Schw. II, 71) hieß ein Steyrer Geschäftsmann, langjähriger Gemeinderat und Vizebürgermeister in der Enge Gasse (eigentlich: Franz Nothhaft). In der „Armen Margaret“ (218) holt sich Zettl beim Bäcker Berthold Lintl in der Enge Gasse ein „Schusterbrot“ und trinkt Bier aus einem Krug, den ihm des Bäckers Töchterlein Kathi kredenzte, beide in Steyr bekannt Der Glaser Osbild in der Enge Gasse zählt ebenso zu den bekannten Geschäfts¬ leuten jener Zeit (St. Schw. III, 497f.). Der katholische Wachszieher Schadi (I, 92), den ich nicht identifizieren kann, erinnert im Namen an den Bäcker¬ meister Schaden in der Enge Gasse, und der Mayr zu Dambach (I, 365, 367, 376) war eine bekannte Gaststätte und ein beliebter Ausflugsort der Steyrer. Auch der Jude Abraham, Fleischhauer in Steyrdorf (I, 205; II, 178) dürfte zu diesen Figuren zählen. Am häufigsten aber wird der Meister Blümelhuber erwähnt. Michael Blümelhuber,“) der Stahlschneidekünstler, der zu jener Zeit durch seine kunstvoll gearbeiteten Jagdmesser sowie andere Gegenstände kunsthandwerklicher Art viel Aufsehen erregte, so daß ihm das Land Oberösterreich ein Gebäude errichtete, das er sich als Atelier und Wohnhaus gestalten konnte. Joachim Händl hat den Bliembelhuber sich aus Augsburg in seine Messerei in der Sierninger Straße kommen lassen (I, 9), wo er auf besondere Weise den Stahl zu Jagd¬ messern, Scheren und derlei verarbeiten läßt. Er verkauft sie gut ins Ausland 14 Vgl. F. Berger, Festschrift der Katholischen Schulblätter 1931, S. 47. 371 St. Schw. II, 218 f. 38) W. Nagl, J. Zeidler, E. Castle, Deutsch=österr. Literaturgeschichte, III. Bd. 1161. 39 I, 458, 463; II, 118, 245, 248. 40) Pritz 215. 41) Nagl, Zeidler, Castle, Deutsch=österr. Literaturgeschichte, III, 1162, 1501. 95
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