Joachim Händel, der Richter von Steyr, herrscht auf Schloß Vogelsang (St. Schw. l, 33), das mit Ecktürmen und Giebeln versehen, jenseits des Stadt¬ walls, und außer dessen Schirm liegt (l. 341). Die Gegend wird durch die Schrott¬ brücke mit Steyrdorf verbunden (I. 227) und Händel kann von einem seiner Zimmer, das nach Nordwest geht, aus Vorgänge in Steyrdorf und Wieserfeld beobachten, wo seine berühmte Stahlschneiderwerkstatt bei einem Volksauflauf zerstört wird.*) Es schwebte ihr dabei das Stöckl des Lambergschlosses vor Augen, nicht etwa das von I. Werndl erbaute Schloß Voglsang. Das Schwertnerhaus, ein „Bestandhaus“ des Abtes von Kloster Garsten in Steyrdorf (I. 44), liegt „oben in der Gleinkerstraße der Friedhofstiege gegenüber“, ein einsames, ungeschmücktes Haus (I. 92 f.), ein Gasthaus in Wieserfeld, wie es (I. 204) auch genannt wird, „Zum blauen Hirschen“ geheißen,“) wohl an der Ecke von Wieserfeld und Gleinkerstraße anzunehmen. Noch werden neben dem Rathaus auf dem Stadtplatz das Pfefferlhaus, das Amorthaus, das Haus des Patriziers Adler in der Berggasse namentlich erwähnt, alles geschichtlich beglau¬ bigte Gebäude. Ist nun auch die Handlung der Romane frei erfunden, so erzielt Handel¬ Mazzetti Glaubwürdigkeit und Zeitfärbung nicht nur durch Nennung echter Ort¬ diese auch lichkeit, sondern auch durch Nennung geschichtlicher Gestalten, mögen nur von lokalgeschichtlicher Bedeutung sein. Hiefür seien nur einige Beispiele Mayr;s) der angeführt. Bürgermeister Radlinger*) und Bürgermeister Johann Aufrührer Jakob Greimbl.*) Der protestantische Latein=Schulmeister Georg Mau¬ ritius, auch als Dichter bekannt, der 1600 fortziehen mußte,s) der katholische Schulmeister Wolfgang Lindner, der im Auftrag des Klosters Garsten seine Annalen aufzeichnet,) und der, als die katholische Schule in der Berggasse gesperrt wird als Winkelschreiber auf den Dörfern sich sein Brot verdient; der Färbermeister Jakob Zettl (A. M.), der in der Langegasse 14 sein Anwesen besitzt; der Jesuit P. Georg Scherrer,?) dessen Predigten angeblich von P. Albert abgeschrieben werden; der Eisenobmann Georg Adler“ und noch mancher andere, vor allem aber Valentin Prevenhuber,*“) Sekretär der Innerberger Gewerkschaft und Verfasser der Steyrer Annalen, der später wegen seines Glaubens nach Regensburg aus¬ wandern mußte's) und der noch in St. Schwertner (III, 38) genannt wird. All das werden auch heute in Steyr lebende Leser herausfinden können. Anders aber steht es mit der Vorliebe Handel=Mazzettis, in scherzhafter Weise Steyrer Bürger oder Personen ihrer Zeit in ihren Werken festzuhalten, eine Art Montage, so wie etwa Maler ihnen bekannte oder berühmte Personen ihrer Zeit auf ihren Bildern anbrachten oder zuweilen auch sich selber darstellten. Solche Selbstdarstellung ist nun bei Handel=Mazzetti in direkter Art nicht zu finden indirekt natürlich wohl, aber nur so, wie das eben bei jedem Künstler der Fall ist. Ihre weiblichen Gestalten, vor allem ihre Mädchenfiguren, sind alle übersteigert, ind Idealgestalten, vielfach klösterlicher Ausbildung und Erziehung, und verkörpern ihr Frauenideal. Aber einige Zeitgenossen, die von der Verfasserin in das histo¬ rische Geschehen projiziert werden, seien aus eigener Jugenderinnerung angeführt, 2) II, 109; vgl. 9. Rolleder, Heimatkunde von Steyr, Steyr 1894, S. 170: Neu¬ bau des Schlosses Voglsang auf dem angeschütteten Festungsgraben. Der ganze Stadtteil führt den Namen Voglsang. (Die Heimat meiner Kunst, S. 16). 26) 232, 421; II, 70. 1, 27 70; Pritz: S. 384; Matthias Radlinger 1614—1615. I, 28) Arme Margaret, S. 218; Pritz S. 255 u. 384, 1625—1627. 29 A. M. 88; Pritz282, 284. 30) St. Schw. I, 277; Pritz 219, 220, 232. 16, 31 I, 197—200, 61, 362 f. 249; III, 32) St. Schw. I, 212. 54, 197, 33) St. Schw. I, 72; Pritz 416: 1607—1620. 34) Arme Marg., 169, 193, 204, 208 f., 217 f., 272. 35) Rolleder S. 154. 94
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