ses Werk nicht in Angriff genommen. Erst sechs Jahre später interessierten sich wohlhabende Bürger für die Produktion von Armaturen. Die Rohrschmiede des Bäckermeisters Stephan Grafhaider Am 4. Juni 1639 forderte Kaiser Ferdinand III. (1637—1657) vom Landes¬ hauptmann Hans Ludwig Graf v. Kufstein die Abgabe eines Gutach¬ tens über die Erzeugung von „Kriegsarmatursorten“ im Lande ob der Enns und die Lieferung von Probemusketen. „Sollest Du alsobald“ so schrieb der Landes¬ fürst, „eine Anzahl Musqueten in einer gleichen Größe, daß alle Zeit vier¬ zehen Kuglen auf ein Pfundie) gehen zur Prob samt Bandalier“) und Ga¬ beln“) verfertigen lassen und Uns dieselbe zur Ersehung samt dem eigentlichen Preis wie hoch sie gestehen würden, herabschicken“.: Begreiflicherweise wandte sich der obderennsische Landeshauptmann in die¬ ser Sache an den Magistrat der Stadt Steyr. Von den Mitgliedern des Inneren Rates ließ sich der Handelsmann Gottlieb Hofmann herbei, die Wieder¬ aufnahme der Musketenerzeugung zu organisieren. Hofmann, der um 1651 die Häuser Stadtplatz Nr. 9, Enge Gasse Nr. 6 und Berggasse Nr. 10 besaß,“)machte für die Erbauung einer Rohr= Bohr= und Schleifwerkstatt im Stadtgebiet „Vogl¬ gesang bei dem Wasserfluß Steyr“ ein geeignetes Grundstück ausfindig, ließ es am 18. Juni 1639 von Werkleuten besichtigen und sich von diesen Kostenüberschlag und Plan vorlegen.*) Der aus drei Blättern bestehende Plan („Abriß"),") jedenfalls der älteste einer Steyrer Industrieanlage, zeigt eine einstöckige Werkstätte mit zwei unter¬ chlächtigen Wasserrädern. Ebenerdig sind eine Rohrschmiede, eine Bohrmühle und eine Schleifmühle, im Oberstock je eine Stube, eine Kammer und eine Küche für den Schleifer, für den Bohrmeister und für den Rohrschmied vorgesehen. Die Baukosten wurden im „Überschlag“ mit 23. 3 Gulden angegeben. Am 20. Juni erkundigte sich der Landeshauptmann bei der Innerberger Hauptgewerkschaft nach dem Zentnerpreis des gut ausgeschlagenen Musketenble¬ ches und nach den Lieferbedingungen. Über Anordnung des Kammergrafenamtes in Eisenerz wurde von den Obervorgehern und Vorgehern der drei Gewerkschafts¬ glieder!?) im August durch eine „eigentliche Prob“ der Herstellungspreis der für Gewehrläufe tauglichen Eisensorte ermittelt. Kammergraf v. Claffenau gab am 8. September dem Landeshauptmann das Kalkulationsergebnis bekannt: Jähr¬ liche Liefermenge drei= bis vierhundert Zentner Rohrblech à 6 Gulden bei Bar¬ zahlung.!8) 10) 1 Pfund = 560 Gramm; eine Kugel wog 40 Gramm. 11) Bandelier = breiter Lederriemen mit 12 bis 20 hölzernen Pulverbehältern. O. Zierer, Entfesselte Gewalten (1956), S. 309. 12) Auflegegabel für die schwere Muskete. 13) Wien, HKA., N.=O. Herrschaftsakten, F. 234, S. 114/S, Musketenwerkstätte in Steyr, sol. 1395. 14) J. Krenn, Häuserchronik d. Altstadt Steyr. Phil. Dissertation Innsbruck, Maschin¬ schrift (1950), Nr. 90, 107, 148. Gottlieb Hofmann (Hofman) hatte früher das Stadtrichteramt inne. 1640 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Da er dieses Amt nicht übernehmen wollte, durfte er esmit kaiserlicher Genehmigung zurück¬ legen. E. Krobath, Die Bürgermeister derStadt Steyr und ihre Zeit. VKSt Heft-22 (Oktober 1961), S. 13 f. Wien, HKA., a. a. O., sol. 1405—1410. Ebenda, Kartensammlung Sig. Ra 303/1—3. Radmeister, Hammermeister, Stadt Steyr. Wien, HKA., a. a. O., sol. 1402. 15) 16) 17) 18) 80
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