4) 6) 7) 8) 2). Dr. Josef Ofner: Das „Raiferliche Armalursidert Ein Beitrag zur Geschichte der Steyrer Waffenerzeugung im 17. u. 18. Jahrhundert Der Dreißigjährige Krieg und die lange Serie der Türkenkriege veranlaßten die österreichischen Landesfürsten, die Armee zu vergrößern und besser auszurüsten. Schon nach dem zweiten Generalat Wallensteins (1634), als Kaiser Ferdinand II. (1619—1637) die einem Obristen zugehörigen Regimenter durch eigene Truppen ersetzte,?) stieg der Bedarf an Armaturens) von Jahr zu Jahr. Da die Waffen¬ lieferungen aus Nürnberg und Suhl“) sehr kostspielig waren und nicht selten durch Kriegshandlungen unterbunden wurden, sollten im eigenen Lande neue Armatur¬ werkstätten errichtet werden. Es war naheliegend, auch Steyr, wo Schießwaffen schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts in größeren Mengen erzeugt worden wa¬ ren,s) wieder in die Waffenproduktion einzubeziehen. Es wurde vorgeschlagen, zur „ Einführung der Rohrhandlung 6000 Gulden vorzustrecken und 30 Fachleute aus Suhl kommen zu lassen. Die Innerberger Hauptgewerkschaft sollte das Rohreisen liefern. Durch ein Spezial=Privilegium wollte man der Werkstätte, die monatlich 200 Büchsenrohre und Musketen hätte produzieren sollen, das Monopol der Waf¬ fenerzeugung sichern.*) Im Jahre 1632 kam im Steyrer Stadtrat die Errichtung einer Rohrhandlung Am 29. Jän¬ zur Sprache, doch unterblieb eine entsprechende Beschlußfassung.?) ner 1633 verlangte die Innerösterreichische Hofkammer in Graz im Auftrage des Kaisers vom Kammergrafen Erhard Wilhelm v. Claffenau einen aus¬ führlichen Bericht, wie durch die Innerberger Hauptgewerkschaft die Aufbringung von Kriegsrüstungen „in Schwung“ gebracht werden könnte.?) In den Steyrer Archivalien findet sich kein Vermerk über die Erledigung dieser Angelegenheit. Wir wissen nur, daß der Gewerkschafts=Obervorgeher in diesem Jahre beim Magistrat die Errichtung von Musketen=Werkstätten beantragte.?) Die Stadtobrigkeit von Steyr, die damals mit überaus großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, dürfte jedoch mit der Aufnahme der Waffenerzeugung, die neue Auslagen verursacht hätte, nicht einverstanden gewesen sein. Es wurde auch vorderhand die¬ Lade, RP = Ratsprotokoll, Abkürzungen: F. Faszikel, K. = Kasten. L. = — = Landesarchiv, Stapr. = Hofkammerarchiv, LA = Stadtgerichtsprotokoll, HKA. VKSt. = Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. Die ohne Ortsangabe angeführten Archivalien befinden sich im Archiv der Stadt Steyr. 1) Noch im Jahre 1642 wurden in Steyr die Rekruten nur mit einer Seitenwehr ausgerüstet. RP 1642, 153. 2) Österreichische Verfassungs= u. Verwaltungsgeschichte (1956) E. E. Helbling, S. 245f. Mayer=Kaindl=Pirchegger, Geschichte u. Kulturleben Österreichs, Bd. 2 —A. Luschin v. Ebengreuth, Grundriß der österreichischen Reichs¬ (1960), S. 133. geschichte (1918), S. 294. = Gerät, Werkzeug, Kriegsgerät, Waffen, Rüstung. lat. arma 7 W. Krenn, Steyr als Mittelpunkt des oberösterreichischen Suhl in Thüringen. zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Phil. Disser¬ Eisenwesens von den Anfängen bis tation Graz, Maschinschrift (1951), S. 103. Vgl. J. Ofner, Die Gesellschaft der Rohr= u. Büchsenhandlung in Steyr. VKSt. Heft 22 (Oktober 1961), S. 30—44. W. Krenn, a. a. O., S. 103. RP v. 22. 3. 1632. Bd. 47, fol. 36. F. Innerberger Hauptgewerkschaft, K. IV, L. 25, Nr. 123: „J. O. Hofkammer Befehl an ihr Gnaden Herrn Kammergrafen De dato 29. Jänner 1633“ Abschrift. S. 33. F. X. Pritz, Beschreibung u. Geschichte der Stadt Steyer (1837), 79
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2