Am 7. Dezember 1626 kamen die „Executions“=Kommissare Fasching und Dr. Sturm nach Steyr. Auf Anordnung dieser ließ Bürgermeister Mayr alle Bürger, die während der Revolte den Bauern als Hauptleute, Leutnants, Fähn¬ riche oder sonst irgendwie gedient hatten, im Rathause versammeln. Nach lan¬ gem Verhör wurden Hanns Himmelperger, der während der Besetzung der Stadt das Richteramt ausgeübt hatte, Caspar Reinhardt, H. Wözl, in dessen Mühle in Sierninghofen die Übergabsverhandlungen mit den Bauern stattfanden, Doktor Animae und Gottlieb Hofmann festgenommen und vorläufig in der Ratsstube festgehalten. Weitere 20 Bürger wurden in der Stube des Steueramtes „ver¬ arrestiert"*?) Sie durften das Rathaus nicht mehr verlassen. Niemand bekam * Erlaubnis mit ihnen zu sprechen, in ihren Häusern wurden „alle ihre beßte Sachen verspört.“ Einem weiteren Verhöre wurden die Inhaftierten erst am 19. Oktober 1627 unterzogen. Einige von ihnen, für die katholiche Bürger gutstanden, wurden enthaftet. Über die übrigen wurde Einzelhaft verhängt, sie durften wei¬ terhin mit niemand in Berührung treten. Auch „Federn“ und „Dinten“ (Tinte) wurde ihnen verweigert. In der Folgezeit führte diese Kommission eine Reihe von Untersuchungen durch. Wer immer mit den Bauern gemeinsame Sache gemacht hatte, wurde fest¬ genommen und sein Verhalten überprüft. In den Trubel dieser von Kampf und Unruhen erfüllten Zeit wurde natür¬ lich auch die Eisenhandelsgesellschaft gezogen. Die wirtschaftliche Lage des Eisen¬ wesens war sehr kritisch geworden. Einen katastrophalen Geldmangel bewirkte nicht nur die Münzverschlechterung, sondern auch die Behinderung des Handels. Nicht zuletzt war auch ausschlaggebend das Ausscheiden einer Anzahl erfahrener und vermögender protestantischer Verleger. Die Gläubiger forderten ihr Geld ver¬ geblich. Von einem auch nur annähernd geregelten Geschäftsbetriebe konnte nicht mehr gesprochen werden. Im Juni 1625 unternahm Bürgermeister Mayr in Begleitung der Stadt¬ räte Christoph Richter und Ulrich Puecher eine Reise zum Kaiser nach Wien um diesem über die „Höchste noht“ und den bevorstehenden Ruin des Eisenwesens und der Stadt zu berichten. Der Kaiser versprach bei der Audienz, daß er „Zue allergnädigsten remedierung (Abhilfe) ond dessen schleinig (schleunig) bereit“ sei. Um „groß auflauffende Vncosten“ zu ersparen, fuhr der Bürgermeister mit dem einen Ratsherrn wieder nach Steyr und ließ Puecher in Wien, damit er wei¬ ter „sollizitiere“ (die Angelegenheit betreibe) und im Rate dann über das vom Kaiser Verfügte berichten könne.s Die Eisenerzer Radmeister hatten von der Stadt anfangs August eine ver¬ bindliche Erklärung verlangt, daß ihnen ein Guthaben von 12.000 Gulden über¬ wiesen werde, außerdem wollten sie eine „endliche Erklärung der Stadt wegen Herhaltung des Eisenwesens“ (wie sich die Stadt den weiteren Geschäftsgang vorstelle) bekommen. In der Stadtratssitzung vom 6. August 1625 einigte man sich auf die Erklärung, den Eisenerzern zu schreiben, man beabsichtige die Schuld am nächsten Bertholditage zu tilgen. Wären aber keine Mittel vorhanden das gegebene Wort zu „manutenieren“ (einzuhalten), dann wäre es bedenklich zu „gfor und schodn“ (Gefahr und Schaden) der Bürger, deren in die Gesellschaft eingebrachtes Geld nach Eisenerz zu schicken.*) In der großen Sitzung am 5. August 1625, an der nicht nur die Rats¬ mitglieder, sondern auch eine Anzahl von „anwesenten auß der gmain (Gemeinde) vd (und) bürgerschaft“ teilnahmen, brachte Stadtanwalt Praunfalk gleich an¬ 57) LV 6, 75; LV 2, 271. 7 58) RP 1025, 167. 59) RP 1625, 177. 73
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