Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1964

Am 29. August hatte Oberst Löbel in Begleitung des Oberstleutnants Tegoß die Stadt besucht, um vom Magistrate 500 Taler zu verlangen. Da Löbel sagte, wenn er diese Summe nicht bekäme, würde er mehr Militär in die Stadt legen, beeilte sich der Magistrat zu versichern, daß er zahlen wolle. Der Bauernkrieg ging weiter, doch berührte er die Stadt nicht mehr un¬ mittelbar.“) Mit einer Liste des Schadens den die Bauern angerichtet hatten, und dem Verzeichnis „etlicher Rebellen“ reisten Bürgermeister Mayr und der Rentmeister des Schlosses nach Linz zum Statthalter. Die in der Liste Verzeichneten wurden dann später aus ihren Häusern geholt und gefangen genommen.*) Den Viertelmeistern wurde am 18. September ein Befehl zugeschickt, den sie in ihren Vierteln zu verlesen hatten. Der Inhalt lautete dahin, daß künftig kein Steyrer ohne Erlaubnis des Bürgermeisters verreisen und kein Fremder beher¬ bergt werden durfte, ohne dies vorher dem Stadtrichter angezeigt zu haben. Wei¬ ters war es untersagt, Schimpfreden zu halten und es mußte sorgsam darauf ge achtet werden, daß keine Feuersbrünste entstünden. Über die bewohnten und unbe¬ wohnten Häuser sei ein Verzeichnis anzulegen, ein solches wurde sogar über jene Steyrer gefordert, die schon ihren Abschied“) hatten und sich noch in der Stadt aufhielten.“) Der von den Bauern in Gleink und Garsten geplünderte Wein, der von den hatte den Klöstern Wirten in der Stadt für die Bauern ausgeschenkt wurde,*) am 22. September ersetzt zu werden. Als Bürgermeister Mayr am 12. Oktober 1626 feststellen ließ, wieviel Wein noch in der Stadt vorhanden wäre, konnten nur mehr 500 Eimer (28.300 Liter) des edlen Traubensaftes gezählt werden.“ Die anderen Mengen waren „denen Soldaten und den rebellischen Bauern durch den Hals zerünnen. In der Wohnung des Stadtschreibers Sonnenwald, der in diesen Tagen als „angesetzter“ Bürgermeister amtierte, fand am 7. Oktober 1626, eine Ratssitzung statt, an der fünf Ratsherren teilnahmen. Es mußte über eine Forderung von Geld und Hafer durch das kaiserliche Kriegsvolk beraten werden. Die Antwort lautete, daß es unmöglich sei, jetzt weitere Summen für diesen Zweck aufzubrin¬ gen. Steyr sei durch das „alhie liegende Kriegsvolk Zum aller Höchsten be¬ schwärt.s9) Vikare und Ordensprediger suchten um Hilfe an, worüber auch am 8. Ok¬ tober der Rat unter Vorsitz Sonnenwalds tagte. „Ob wol die noht ond gelts also groß das man auch die geringisten unvermeidlichen täglichen mangl * * Ausgaben nit bestreiten mag“ soll das Steueramt den Bittstellern nach und nach 100 Gulden geben, wurde entschieden. „Damit will der Rat seinen zum Helfen geneigten Willen zeigen, erklärte man.s Zahlreiche Ansuchen um Hilfe ergingen an den Magistrat, der nicht wußte, wo er das notwendige Geld beschaffen sollte. Auf eine Bittschrift des deutschen 44) LV 6, 72 ff. 45) RP 1626, 46; LV 2, 69. 46) Der „Abschied“ war ein Führungszeugnis. Er sollte dem Inhaber das Fortkommen in der Fremde ermöglichen. 47) LV 2, 270; LV 6, 72. 48) Es waren die Gastwirte Himmelberger, Gstöttner, Wustenhofer u. a., die den Wein „ausgeleuth gebt“ hatten. 49) LV 6, 70. 50) RP 1626, 46. 51) RP 1626, 47, 50. 70

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