Trotz der beginnenden Verhandlungen über einen Frieden, begannen die kaiserlichen Truppen am 17. August die Bekämpfung der Bauern, da auch diese weiter plünderten und Scharmützel lieferten. Die Bauern leisteten tapferen und hartnäckigen Widerstand, waren aber den regulären Truppen an Bewaffnung und vor allem an Munition unterlegen. Meist verschossen sie sich zu Beginn eines Gefechtes und hatten dann mit der blanken Waffe weiterzukämpfen. An einem einzigen Kampftage, berichtete Oberst Löbel, mußten 2000 Bauern das Leben lassen, denen 10 gefallene Soldaten gegenüberstanden. In Steyr wurden die Katholiken von den erbitterten Bauern bedroht, sie waren den katholischen so feund (feind), das sie solche kaum anschauen mochten,“ berichtete Zetl.4) Ganz unerwartet erschien Oberst Löbel am 22. August 1626 um 9 Uhr mit Kriegsvolk zu Pferd und zu Fuß, sowie einigen Kanonen, auf der Tabor¬ höhe. Er schickte einen Trompeter in die Stadt und ließ anfragen, ob man ge¬ willt sei, sich zu ergeben und die Stadttore zu öffnen. Die Ratsherren erbaten sich eine Stunde Bedenkzeit, um eine Sitzung abhalten zu können. Sie entschlos¬ sen sich die Stadtschlüssel auszuhändigen, obwohl in der Stadt fast 500 Bauern anwesend waren. Diese waren in ihrer Mehrheit auf Wache gezogen und hielten die aufgeworfenen Schanzen besetzt. Als sie die gewaltige Übermacht der Gegner bemerkten, entflohen sie durch das Neutor, vor die anderen Tore war inzwischen ein Teil der Fußtruppen Löbels aufmarschiert. Die Bauernkommandanten Neu¬ müller, Plank und andere „sein in der Stadt verspörrt worden“ schreibt Zetl Alle übrigen entkamen und flüchteten über Ternberg in die Welser Gegend zu ihren Gesinnungsfreunden. Mit ihnen entwich aus Steyr eine ganze Anzahl von 1) Protestanten, deren Häuser später von den Soldaten geplündert wurden.“ Um 10 Uhr rückten ein Kornett mit 100 Reitern und drei Fähnlein Fußvolk in die Stadt. Löbel zog mit den restlichen Soldaten und den Kanonen wieder nach Enns ab. Als Stadtkommandanten ließ er Oberstleutnant Tegoß zurück. Dieser verlangte vom Magistrate, daß ihm von jedem Hause in Steyr zwei Reichs¬ taler ausgehändigt würden. Nach längerem Verhandeln gelang es den Rats¬ herren, ihn mit einer Pauschalsumme von 500 Reichstalern zufriedenzustellen, doch mußten diese gleich erlegt werden. In Steyr erschien am nächsten Tage der Probst von Artacker als „abgeord¬ neter kaiserlicher Kriegskommissar“, ließ die Bürgerschaft versammeln und nahm ihnen den Schwur ab, „nichts Ihro kays. (erlichen) Mayestät als ihren aller Gnädigsten Erbherrn und Landesfürsten zu wider vornehmen oder zu handlen“ ja gegebenenfalls Gut, Blut, Leib und Leben für ihn einzusetzen. Da dieser kaiserliche Abgeordnete auch den Abzug von zwei Fähnlein Fußvolk und der Reiterabteilung befahl, die noch am selben Tage aufbrachen, verehrte ihm die r 42) Stadt aus Freude darüber „zu einem Recompens“ 500 Reichstaler. Inzwischen waren die seinerzeit geflohenen Priester, Mönche und Bürger, die sich vor der Rache der Bauern zu fürchten gehabt hatten, wieder zurückge¬ kommen. Auch der ordentliche Stadtrichter Niklas Frizler kehrte am 3. Septem¬ ber zusammen mit dem katholischen Ratsherren Max Wuschletitsch zurück und am 4. September kam auch Bürgermeister Johann Mayr mit dem Stadtschreiber Sonnenwald nach Steyr.“) 40) 10 LV 6, 71. 41) LV 6, 64. 42)LV 6, 66, 67. 43) LV 6, 68. 69
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