friedlichen Ausgleich einzugehen, sie forderten nur mehr, daß keine fremden Trup¬ pen ins Land kämen. Sogar einen dänischen Abgesandten, der in Steyr festge¬ halten worden war, wollten sie den Ständen ausliefern. Diesem verhalf jedoch Madlseder zur Flucht. Gegen Ende des Monates Juli war es dem Kaiser möglich geworden, klei¬ nere Truppenabteilungen von anderen Kriegsschauplätzen abzuziehen und zur Be¬ kämpfung der Bauern zu entsenden. Die Truppen der katholischen Liga und die Hauptarmee des Kaisers kämpften gegen ihre protestantischen Widersacher, den dänischen König Christian und den Grafen Mannsfeld. Die Lage der Bauern wurde jetzt bedrohlicher. Die Streifen des kaiserlichen Obersten Löbel, der Enns besetzt und Ebelsberg erobert hatte, zeigten sich schon in der Nähe Steyrs. Die Soldaten brannten Bauernhäuser nieder und verbrei¬ teten Angst und Schrecken. Die Bauern wiederum plünderten das Kloster Gleink Der Bauernhauptmann und Steyrer Stadtkommandant Neumüller zog mit einer Schar nach Garsten, um dort nach Waffen und vor allem nach Pulver zu suchen. Er fand dort eingemauerte Musketen und Doppelhaken, die nach Steyr mitge¬ nommen und hier an die Bürger und Bauern verteilt wurden. Der Mangel an Pulver, an dem das ganze Bauernheer litt, veranlaßte Neumüller auch die Häu¬ ser in Steyr nach diesem begehrten Stoffe durchsuchen zu lassen. Hier fand man 7 aber nur ein Fäßchen Salpeter im Hause des Ratsherren Wuschletitsch. Auch im Schlosse wurden alle Waffen, sogar alte Schwerter, beschlagnahmt und zur Bewaffnung der Bauern und Bürger benützt. Mit 2000 Mann, den nach ihrer dunklen Kleidung sogenannten „schwarzen Bauern“, zog am 29. Juli der neu gewählte Oberkommandant Achaz Willinger von Katterhof, von der Au und Hinterdobl, ein Edelmann, in Steyr ein. )Diese „schwarzen Bauern“ aus dem Hausruckviertel waren eine der gefürchtetsten Bauerngruppen, von den Soldaten wurden sie Waldteufel genannt. Im Kampfe gaben sie keinen Pardon, machten sie Gefangene, mußten diese eines langsamen, qualvollen Todes sterben. Die Soldaten wieder schnitten den Bauern Nasen und Ohren ab und rissen ihnen die Bärte aus. Willinger ließ die Steyrer auf dem Hauptplatze versammeln und befragte sie, ob sie es mit ihm halten wollten, „zu Leben und zu Sterben“. Für die Bür¬ ger antwortete Altbürgermeister Ratsmitglied Cosman Mann, der erklärte, die Bürger wollten es mit ihm halten, wenn es nicht gegen den Kaiser ginge. Um 1 Uhr mittags mußten die Bürger bewaffnet am Stadtplatze antreten. Jene, die nicht erschienen, wurden von den Bauern mit Prügeln aus den Häusern ge¬ trieben. Mit den in Marschordnung angetretenen Bauern, 50 Reitern und einer Anzahl von Steyrern, rückte Willinger um 3 Uhr nach St. Florian ab. Die be¬ waffneten Steyrer, die nicht mitmarschiert waren, schlugen auf dem Felde beim Taborfriedhof ein Lager auf. Am 30. Juli entwich der städtische Hauptmann Ecker aus der Stadt und verließ die Bauern, denen er sich durch Eid verpflichtet hatte. Auch viele katho¬ lische Bürger verließen Steyr, weil sie fürchteten von den erbitterten Bauern erschlagen zu werden. Die Steyrer Schmiede erhielten am 4. August von den Bauern den Befehl, eine 100 Klafter lange eiserne Kette anzufertigen. Jedes Glied dieser Kette sollte 20 Pfund (rund 10 kg) schwer sein. Das Eisen hiefür hatte die Gewerkschaft kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Kette, einer schon vorhandenen und mit zwei Seilen wollten die Bauern die Donau sperren, um den mit Schiffen durchgeführten Nachschub für die bayrischen Truppen zu unterbinden. 36) LV 6, 56. 67
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