jährlichen Urlaub an und reiste nach Avignon. In dieser Zeit geschah im Hotel zum 'Stein seltsames. Krüger, der Wirt, stellte einen ausgesprochenen Mißwuchs an dem Philodendron fest, als er es eines stillen Abends besichtigte. Hal tesuchend hatte es sich um den Stab geschlungen, einer der Aeste lag müde und abgespannt auf dem Büfett, und die stolzen Blätter hatten welke Spitzen bekommen. Zudem konnte man Wasser ohne Ende in den hölzernen Kübel gießen - das Philodendron schlürfte es in sich hinein. Später kam der Veterinär, und Krü- ·ger, der Wirt, säumte nicht, ihm die merkwürdige Pflanze vorzuweisen. Der Alte umwanderte sie e1111ge Male, schnüffelte durch seine ro te Nase, kit- . zelte das Philodendron unter den Blättern, wie er es wohl auch mit seinen kranken Kälbern tat, und schüttelte den Kopf. „Krüger", sagte er plötzlich, ,, weißt ,du bestimmt, daß es nur Wasser bekommen hat?" Krüger, der Wirt, blickte ratlos auf das Schankmädel, das plötzlich errötete und nad1 langem Drängen gestand, zuweilen die Reste aus mancherle.i Gläsern der Einfad1heit halber in den Topf des Philodendron entleert zu haben. Der Veterinärarzt nickte. „Es ist betrunken, Krüger. Es ist ein riclitiges Delirium. Ihr müßt eine Entziehungskur anstellen!" Damit wandte er sich zum Gehen, das Schankmädel a1 ber wurde in kräftigen Worten vermahnt, der Pflanze nie mehr auch nur das geringste Restclien Alkohol zuzuführen. Das Philodendron verfiel immer mehr. ,,Kein Wunder", sagte Krüger, der Wut, geringschätzig, ,, wer kann denn aucli nur von Wasser leben?" und goß sich einen doppelten Branntwein ein. Es kam der Tag, da Leon zurückkehrte. Weil es spät war, zog er sich sogleicli in sein Kämrt1erd1en zurück. Krüger, dem Wirt, war es lieb, denn er mochte ihm nicht als erstes das unglückliche, dem Trunk verfallene Philodendron zeiMax BRANTNER BA~isc~L~8?E LSfeyr, H lnferbergs tr aße 2 / Telefon 34 18 56 ger,. Gegen Morgen aber weckte ein Schrei das Hotel. Bestürzt polterten Zimmermädel, Hausknecht, Wirt und Magd die Treppen hinunter in die Schankstube, wo Leon mit irrem Blick vor dem Philodendron stand und anklagend seine Hände hob. Als erster sah Krüger, der Wirt, was geschehen war: Von Gier übermannt, hatte das Philodendron · über Nacht eine lange Luftwurzel getrieben und sie, einer Liane in den heimischen Urwäldern gleich, um die Flasche Zwetschgensdmaps im obersten Regal gesclilungen. Wenig fehlte, und das Philodendron hätte sie heim ersten Morgensonnenstrahl an sich gezogen und ihr Erdreich damit getränkt( Von Entsetzen gejagt, griff Krüger, der Wirt, nach einem Messer, wehrte Lcon ab, der ihm in den Arm fallen wollte, und durchschnitt die Liane. Mit wütenden Streiclien trennte er alle Blüten vom Stamm, und bei jedem Hieb füllte sich die muffige Luft des Schankraumes mehr und mehr mit intensivem Duft nach Schnaps, altem Burgunder (den der Bürgermeister gern trank) und dem Bier der nahen Kreisstadt. Erst, als nur noch der kahle Stamm mit wenigen Blättern haltlos am Stabe hing, hielt Krüger, der Wirt, mit seinem Werk ein. Er fuhr sich über die Stirn, blickte umher, und dann befahl er, das Philodendron bei strenger Diät draußen in der Diele zu halten. Nur das Mitgefühl mit seinem Oberkellner Leon, sagte er, halte ihn davon ab, die sündige Pflanze gänzlich zu zerstören. Zuerst scliien es, als verwinde das Philodendron nicht den plötzlichen Wechsel. Dann aber gedieh es präd1tig und trie1b, als der Sommer wieder ins Land kam, prachtvolle, dunkelgrüne Blätter. Und so steht es noch heute in der Halle des Hotels zum Stein an der Straße nach Al.fingen; neuerdings, schrieb Leon an seinen guayanischen Freund, habe es sogar einen Ableger getrieben. Links vom Stamm, wo sich die Tür zur Sdrnnkstube öffnet. Erzeugung von Geschäftse inr ich tungen, Küche n , Wohn- und Sch lafz immer , Einzelmöbe l, Türen und Fe nst e r , Seri enerzeugni sse
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