G roße Freundschaft k lei n er W e sen Von Paul Weil In Hinterstrudelbach war Jaurmar!?t . Die Schaukeln schaukelten , 111 den Schießbuden wurde geschossen, an offenen Ständen Lebzeltherzen verlwuf t oder heiße Würstdten feilgeboten, am Tanzboden schwangen die Mäde ls ihre Röche und Kinder vergnügten sich mit Kna llerbsen oder Luftballons . Die größte Menschenmenge aber staute sich vor einer Bude, in de r ein Quadisalber seine Ware anbot. E1· hatte langes , weißes Haar und einen ebensolchen Bart, seine Wangen ware11 rosig und seine braunen Augen funkelten vergnügt. ,,Leute", so schrie er, ,, Leute, häret auf mich! Ich habe hier ein Wu ndermittel, das euch nicht nur Gicht und Rheuma, Schnupfen und Husten, vertreibt , sondern euch audt ein langes, langes Leben garantieren kann! Leute! Seht auf mich! Sind meine Zähne nicht fest wie Eisen? Sind meine Muskeln nicht hart wie Stah l? Klingt meine Sti,nme nicht laut und kräftig? Seht, liebe Leute, und all dies habe ich lediglich der Einnahme meines Wundermittels zu verdanken! Ich nehme· jeden Tag einen Löffel voll und fühle 1,nich wie zwanzig, obwohl ich schon dreihundert bin!" „Dreihundert Jahre alt?" riß da die Menge Mund und Augen auf u11d wandte sich an den jungen Gehil fen des Quacksalbers. ,, Ist es wahr, daß er wir/dich dre ihundert Jaure al t ist?" „Ich kann es nicht sagen," zuckte da der Geh il fe die Schu ltern, ,, ich arbeite erst seit hundert Jahren für ihn!" (ici) 53
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