Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1964

HAUBENEDER KLEIDERHAUS / STEYR. ENGE 12 Führend in Auswahl und Qualität zu bekannt lllilligsten Preisen ! VERKAUF IN 3 STOCKWERKEN Zur Bekräftigung der Wette leerten wir die Gläser, immer dichter wurden die Tabakswolken, immer gruseliger die Erzählungen und immer größer die Batterien leerer Flaschen. Es war schon nach Mitternacht, al~ wir uns verabschiedeten und ich mich in leichten Kurven auf mein Zimmer zmückzog, wo ich auf das Sofa sank, noch etwas zu · lesen versuchte, aber ü1 ber dem Buch ei nschlief. Als ich müde und zerschlagen erwachte, bot sich mir ein unheimlich es Bild. Entsetzen packte mich, denn ich lag oder klebte vielmehr an der Zim - merdecke, und in dem gut fünf Meter hohen, gedämpft beleuchteten Raum saßen an einem Tisch bei halbgeleerten Sektgläsern der Tod, dessen bleiches Gerippe ein schwarzer Domino nur zum Teil verdeckte, und der Teufel, elegant im Smoking und knallroter Weste, mit einem tadellosen Scheitel zwisd1en den kleinen Hörnern. Beide grinsten mich ohne ein Wort zu sprechen höhn.isch an . Mir wurde schwindelig, ich wollte mir die Augen reiben, um festzustellen, daß ich nicht träume, da merkte ich erst, d.aG id1 an Armen und. Be111en und. um die Brust gefesselt und an die Decke gebunden war, etwa zwei Meter von dem K1 onleuchter entfernt. Ringschrauben in der kassettierten Decke schienen eigens fü r diesen Zweck arige'bracht zu sein. ,, Aha" , dachte ich, ,, die zwei Schufte: haben dich an die Decke gehängt." Aber die beiden rührten sich nicht, sie stierten mich nur infernalisch an, was meine vVut und Erregung noch steigerte. Da erfaßte midi eine Mordswut, ich brüllte unter Verzicht auf jede Etikette aus Leibeskräften , mich loszumachen; doch die beiden rührten sich nicht im geringsten, im Gegenteil, ilue Blicke wurden nur noch impertinenter. Als ich mich zum dritten Male auf diese Weise bemerkbar machte, erlosch plötzlich das Licht, und ich hörte, daß sich eine Tür öffnete. Den Schritten nach mußten zwei Männer das Zimmer betreten haben, ich hörte sie hantieren, sah auch einma l kurz eine Taschenlampe aufblitzen, deren Lichtkegel sich sofort auf mich richtete, so daß ich, geblendet, außer einer auf mich zukommenden Leiter nichts erkennen ko1rnte. Waren meine Nerven bisher auf das höchste gespannt, so überkam mich nun eine bleierne Müdigkeit, und ich harrte ziemlich apathisd1 der kommenden, Dinge. Ich fühlte, wie Hände nach meinem Kopf tasteten, dann wurden mir die Augen verbunden, und ich spürte, wi e man meine Fesseln löste, während kräftige Fäuste mich an die Decke preßten. Willenlos ließ ich alles über mich ergehen, ich wurde gepackt, meine Hände band man mir nun hinter dem Rücken zusammen, dann drehte man midi herum wie einen Ochsen am Spieß, schwenkte mim auf und ab und hi11 und her, da1rn hatte ich das Gefühl, als ob man mich dem ei nen über die Schulter legte und dieser mit mir die Leiter he.ralbstieg. Jetzt setzten sie 111id1 auf einen Stuhl. und sie mußten m.ich erst etwas festhalten , damit ich nicht absackte. Tch hörte, wie die Jalousien heraufgezogen wurden und sid1 die Männer entfernten. Dann wurden mir die Hände vo11 den Fesseln befreit, ein a1de,rer nahm mir die Binde von den Augen, und als ich aufb1ickte, 47

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