Friedrich Mi c h e 1 Nachts ging das Telefon Lesen Sie auch abends im Bett? Ich immer! Gestern in Sebastian Brants .Narrenschiff". Da ging da~ Telephon (es steht bei mir auf dem Nachttisch). ,, Ja", sagte ich leise, denn es war ganz still im Zimmer. ,,Hallo?" fragte das Telephon. ,,Hallo!'' sagte: ich. , „Hören Sie mal, junger Mann", sagte das Telephon zu mir, ,,es wird aber höchste Zeit, daß Evelyn nach Hause kommt." ,,Wieso?" fragte ich. ,,Meine Tochter hat um 12 Uhr zu Hause zu sein!" ,,Das ist leider jetzll niclit mi;iglich", sagte ich. ,,Wieso?" fragte das Telephon. ,,Es ist schon eins". ,,Nun machen Sie mal keine Witze!" verbat sich das Telephon, ,,ein 19jähriges Mädchen gehört nachts nicht mehr in anderer Leute Wohnung." „Meinen Sie? Ich für mein Teil finde das sehr amüsant, wenn junge Mädchen nachts statt zu Hause beispielsweise bei mir in der Wohnung sind." ,,Nun machen Sie aber mal Punkt!" Das Telephon wurde wütend. ,,Was soll ich machen?" fragte ich, um Zeit zu gewinnen. „Sie sollen Schluß machen mit der Tanzerei. Evelyn muß nach Hause, und wenn alle: anderen nod1 bis r; Uhr bei Ihnen bleiben sollten." „Auch das ist wieder nur Ihre Meinung", sagte ich dem Telephon. ,,Im übrigen ist kein Mensch in meiner Wohnung außer mir und Evelyn ... " Das Telephon wurde sehr wütend und unterbrach mich: ,,Ja, zum Teufel noch- ,mal, das ist ja ein , tolles Stück r Sie sind mir ja ein sauberer Herr 1 !!" „Das will ich wohl meinen", sagte ich geschmeichelt, ,,denn ich habe mir sogar die Füße gewaschen, ehe ich ins Bett ging." ,,Ehe: Sie: was?" Das Telephon war sprachlos. ,,Ehe ich ins Bett ging", sagte ich. ,, Tun Sie das etwa nicht?" „Das ist ja ein starkes Stück!" behauptete das Telephon. ,,Ich werde Ihnen augen~licks alle Knochen im Leibe zerschlagen! II" ,,Das wird auf .die Entfernung sehr schwer sein", bemerkte ich. ,,Sofort bin ich da!" antwortete das Telephon und machte „knacks". ,,Bitte sehr", sagte ich zweifelnd, hängte ein und wandte mich wieder Sebastian Brants „Narrenschiff" zu . Es fragte der Sol111 seine Eltern, wie ihnen das Mädchen gefallen habe, das er gern heiraten wollte. „ Großartig, ganz großartig!" rief der V uter erfreut. .,,Nur ihre Nase gefä ll t mir nicht!" dämpfte die Mutter seine Begeisterung. ,,Sie hat doch eine entzückende, feine, k leine und gerade Nase", widersprad1 der Sohn. ,,Das schon", gab die - Mutter zu, ,,aber sie trägt sie zu hoch !" (ici) 106 Es gibt Frauen, die l~önnen sogar einen alten Kapitän nervös machen. Dazu gehört Tante Thea. Einmal ging sie auf die Kommandobrücke und sagte tadelnd: „ Warum dreht der Mann dort das Strner eigentlich immer hin und her? Der Kurs ist doch bekannt, da könnte 111an das Steuer doch gleich auf Kurs einstellen!" ,, T ja", brummte da der alte Seebär. „Die Sache ist die: wir müssen doch auclf Kaffee mahlen, nicht wahr?'' (ici)
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