Adolf Bodingbauer: Zwei bemerkenswerte Weihnachtsbilder in Stepr Unter den vielen Barockgemälden, die das Stadtgebiet von Steyr beherbergt, sind besonders zwei Darstellungen der Geburt Christi mit der Anbetung der Hir¬ ten bemerkenswert. Von diesen beiden Olgemälden befindet sich das eine in der Petrus=Canisius¬ Kapelle der Marienkirche, während das andere in der Pfarrkirche von Christkindl das Hauptbild eines Seitenaltares ist. Das erste Gemälde hat neben seiner künstlerischen auch stadtgeschichtliche Be¬ deutung. Es wurde nämlich vom Steyrer Bürgermeister Maximilian Luckner im Jahre 1669 gestiftet. Dies ist im unteren Teil des Bildes dem Wappen, den Ini¬ tialen M L zu beiden Seiten des „Fluges“ und der Datierung zu entnehmen. Ma¬ ximilian Luckner war Bürgermeister der Stadt Steyr von 1660 bis 1677. Er war der Sohn jenes Maximilian Luckner, der im Laufe der Bauernkriegswirren im Jänner 1627 in Losenstein ermordet worden war. Maximilian Luckner, die bedeu¬ tendste Persönlichkeit dieses Geschlechtes, war seit 1643 Eisenhändler in Steyr. Wichtig für ihn waren seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Georg Mitter¬ mayer von Waffenberg und Gottlieb Schröffl von Mannsberg. Er starb im Jahre 1680. Die Familie hatte ihre Gruft in der Marienkirche unter der heutigen Josefs¬ kapelle. Am Boden vor der angeführten Seitenkapelle sieht man heute noch den Gruftdeckel mit dem allerdings schon stark abgetretenen Familienwappen. Ein Epi¬ taph an der Rückwand der Kapelle berichtet von der „Luckhnerischen Begräbnus“ 7 Wappenbeschreibung: Gevierter Schild; im 1. und 4. Feld in Schwarz ein silbernes Einhorn auf grünem Hügel im 2. und 3. Feld drei rote Schräglings¬ balken in Weiß. Offener gekrönter Helm mit rechts rot=weißen, links schwarz¬ gelben Decken. Zier: Offener, von Weiß und Rot siebenmal entgegengeschrägter Flug, inmitten desselben das silberne Einhorn wachsend. Der Erhaltungszustand des Bildes ist ziemlich schlecht, als besonders störend fällt die starke Verschmutzung auf. Der Maler ist nicht bekannt, aber es wäre viel¬ leicht möglich, daß sich bei einer Restaurierung des Gemäldeseine Signatur fin¬ den läßt. In den Mittelpunkt des Bildes sind Maria und dasJesuskind gerückt. Köstlich ist die Darstellung eines Hirten, der aus seinem Korb ein Ei nimmt. Auch die Landschaft im Hintergrund ist besonderer Beachtung wert. Etwas über vierzig Jahre jünger ist die zweite Darstellung Sie ziert in der Pfarrkirche von Christkindl den Altar der linken Seitenkapelle Der Maler des Bildes ist Johann Karl von Reslfeldt. Über dieses berichtet der Garstner Kon¬ ventuale und spätere Abt Ambros von Freudenpichl in seinem Mirakelbuch über Christkindl folgendes: „Die Bildnuß der Geburt Christi, welche Herr Johann Carl von Reselfeld inventiret, mit seinem Kunstreichen Pembsel mit jedermann höchsten Vergnügung Lebend entworffen und dem Gnaden=Kirchl verehret“ Diesem Bilde gegenüber befindet sich in der rechten Seitenkapelle das Kreuzigungsgemälde von Karl Loth. Beide Bilder hingen schon 1712 in den Seitenkapellen und wurden erst später mit schwerem Akanthusgerank aus der Werkstatt des Garstner Laienbruders Marian Rittinger ausgestattet. Dieses hatte wohl schon früher anderswo gedient und wurde dann den beiden Altarblättern in Christkindl angepaßt. In diesem Gemälde bringt Reslfeldt die Geburt Christi mit der Anbetung der Hirten von jener gedrängten Fülle, die von den Garstner Chronisten an ihm so gerühmt wur¬ de. Effektvoll ist die Licht= und Schattenwirkung des Bildes. Aus dem Helldunkel und der durchsättigten Farbstimmung dringt die venezianische Schulung durch, die er bei seinem Lehrer Karl Loth erhalten hat. 99
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